Arbeiten mit den globalen Parametern in EVD6

Die globalen Parameter befinden sich unten links auf der EVD6-Oberfläche. Sie wirken nicht nur auf einzelne EVD6-Modelle, sondern auf das gesamte EVD6.

Feld "Voices": Bestimmt die Anzahl der gleichzeitig abspielbaren Stimmen. Eine Verringerung der Stimmenzahl begrenzt zugleich die maximal erforderliche Prozessorleistung des EVD6. Zur Auswahl stehen zwei monophone Einstellungen: "Mono" und "Legato". In beiden Einstellungen verfügt die EVD6 über nur eine Stimme.
- Mono: Die Stimme des EVD6 wird jedes Mal neu ausgelöst, wenn eine Taste gedrückt wird.
- Legato: Gebunden gespielte Noten (Legato) lösen den Klangprozess nicht erneut aus, nur die Tonhöhe ändert sich. Beim nicht gebundenen Spiel (Staccato) wird beim Anschlag die monophone EVD6-Stimme mit allen Prozessen ausgelöst.
Feld "Tune": Regelt die Gesamtstimmung des EVD6 in Cent-Schritten. Beim Wert 0 entspricht das eingestrichene a' = 440 Hz.
Feld "Bender": Hiermit bestimmen Sie den Pitchbend-Bereich in Halbtonschritten. Sie können den Pitch Bender Ihres Keyboards einsetzen, um die Tonhöhe zu beugen.
Feld "Warmth": Hiermit steuern Sie die Intensität einer zufälligen Verstimmung aller Tonradgeneratoren. Je höher der Wert gewählt wird, desto lebendiger ist der Sound. Mit dem Warmth-Parameter können Sie z. B. ein Instrument simulieren, das eine Weile lang nicht gestimmt wurde, oder Sie versehen den Klang mit etwas Breite. Gerade beim Spiel von Akkorden kommt der Parameter "Warmth" durch die von ihm erzeugten Tonhöhenschwebungen zwischen den einzelnen Tönen besonders zur Geltung.
Feld "Stretch": Das EVD6 ist wohltemperiert gestimmt. Abweichend von dieser Standardstimmung können Sie das gesamte Instrument mithilfe des Stretch-Parameters so verstimmen, dass die Bassnoten etwas tiefer und der Diskant etwas höher als normal intoniert werden. Dies simuliert die Saitenstimmung von Pianos (siehe Gespreizte Stimmung (Stretched Tuning) bei akustischen Instrumenten).
Hinweis: Bei der Verwendung von sowohl "Warmth" als auch "Stretch" kann ein ausgeprägter Chorus-Effekt den Ton verstimmen. Unter bestimmten Bedingungen fällt dieser Effekt so extrem aus, dass die Sounds des EVD6 in Ihrem Projekt verstimmt erscheinen.
Feld "Pressure": Beim ursprünglichen Hohner D6 führte ein Druck auf die Tastatur nach dem Anschlagen (= Aftertouch) zu einem leichten Anstieg der Tonhöhe. Mit dem Pressure-Parameter können Sie dieses Verhalten nachahmen. Das EVD6 kann mehr als das Original: Sie können den Druck, den Sie auf die Tastatur ausüben, nämlich auch zum Vermindern der Tonhöhe benutzen.

Gespreizte Stimmung (Stretched Tuning) bei akustischen Instrumenten

Klaviere – und auch Konzertflügel, jedoch wegen der längeren Saiten in geringerem Ausmaß – weisen Inharmonizitäten in der Obertonstruktur auf. Obwohl dies auch für andere Instrumente mit Saiten gilt, sind besonders Pianos wegen der großen Länge, Dichte und Spannung der Saiten betroffen.

Wenn ein Flügel oder Klavier perfekt auf die gleichschwebende Stimmung eingestimmt ist, erscheinen die Obertöne der tiefen Töne gegenüber den Grundtönen der hohen Töne verstimmt. Um dieses Problem zu umgehen, wenden Klavierstimmer die sogenannte Gespreizte Stimmung an (Stretched Tuning), bei denen die tiefen Töne tiefer und die hohen Töne höher gestimmt sind. Dies führt dazu, dass die Obertöne der tiefen Noten mit den Grundtönen der hohen Töne zur Übereinstimmung kommen. Im Grunde sind Klaviere und Flügel bewusst gegenüber der gleichschwebenden Stimmung verstimmt, damit die Grundtöne und Obertöne aller Noten möglichst gut übereinstimmen.

Da das originale D6 ein Instrument mit Saiten ist, trifft dies auch für das physische Modell des EVD6 zu, wobei bei einem D6 die Saitenlängen und -Spannungen nicht so kritisch sind wie beim Klavier. Die Stretch-Parameter erlauben jedoch in erster Linie die Angleichung an gespreizt gestimmte Pianofortes, wenn diese gemeinsam mit dem EVD6 im Arrangement erklingen.