Arbeiten mit den Modell-Parametern in EVD6

Das EVD6 ist ein physikalisch modelliertes Instrument, dem eine Analyse und eine mathematisch-physikalische Simulation des Geschehens im originalen D6 zu Grunde liegt. Dies umfasst das Saitenmaterial und die Länge, das Alter und den Zustand der Hämmer usw.

Sie haben vollen Zugriff auf diese Elemente der EVD6-Klangerzeugung und können diese nutzen, nicht nur, um realistische Emulationen des D6 zu realisieren, sondern auch um andere Saiteninstrumente wie Cembali oder Gitarren nachzubilden.

Sie können diese Parameter aber auch dazu einsetzen, Sounds zu erzeugen, die nur noch sehr wenig mit dem Klang eines Clavinets zu tun haben.

In diesem Abschnitt geht es um die Auswahl des Instrumentmodells und um die Modellbearbeitungs-Parameter.

Auswählen eines EVD6-Modells

Im Einblendmenü "Model" wählen Sie den Grundklang, das Modell aus. Klicken Sie zum Öffnen des Einblendmenüs "Model" auf den Modellnamen links neben dem Drehregler "Level". Jedes Modell hat seinen eigenen, unverwechselbaren Klangcharakter und eine eigene harmonische Struktur zur Erzeugung der unterschiedlichsten Klänge.

Die einzelnen Modelle sind vollständige Instrumente, die unmittelbar spielbereit sind, ohne dass Sie sie weiter bearbeiten müssten. Sie können natürlich nach Belieben den Klangcharakter jedes geladenen Modells verändern und formen mit den Modellbearbeitungs-Parametern von EVD6.

Figure. Model pop-up menu.

Der Model-Parameter lässt sich in dieser Hinsicht gut vergleichen mit der Wellenform-Taste eines Synthesizers. Wie bei den Grundwellenformen eines Synthesizers kann sich die klangliche Wirkung der Parameter von Modell zu Modell unterscheiden. So können z. B. identische Parameter-Einstellungen bei dem einen EVD6-Modell nasal klingen, beim nächsten hingegen eher geräuschhaft.

EVD6-Modell-Charakteristiken

In diesem Abschnitt sind die Charakteristiken der unterschiedlichen Clavinet-Modelle beschrieben.

Modellname
Anmerkungen
Classic D6
Dies ist eine nahezu originalgetreue Nachbildung des D6-Clavinets. Besonderen Wert wurde auf das authentische Ausklingverhalten mit den typischen Saitengeräuschen gelegt. Jedes der klassischen D6-Instrumente besaß seinen eigenen Charakter. Experimentieren Sie mit den Möglichkeiten der EVD6-Klangformung und prägen Sie Ihren persönlichen D6-Klang.
Old D6
Dieses Modell simuliert ein gealtertes D6-Clavinet, wie es auf vielen Bühnen noch eingesetzt wird. Hammer und Saiten sind ein wenig mitgenommen. Die abgenutzte Gummierung der Hammerköpfe zeigt den für das D6 typischen Hang, an den Saiten zu "kleben". Auch der etwas obertonreichere Bassklang älterer Modelle kommt in diesem Modell zur Geltung.
Sharp D6
Ein sehr scharfer Klang mit viel Biss – besonders wirkungsvoll mit Wah- und Phaser-Effekt.
Mello(w) D6
Dies ist ein sanfter und weicher D6-Klang – über den gesamten Tastaturbereich.
Basic
Ein guter Basisklang (ohne besonderen Klangcharakter) für eigene Kreationen.
Domin(ation)
Ein kraftvolles Modell mit viel Durchsetzungskraft beim Anschlag. Es reagiert aggressiver auf harten Anschlag (Velocity) als die anderen Modelle.
GuruFnk (Guru Funk)
Bei gehaltenen Tasten verstärkt sich in den unteren Oktaven die Saitenschwingung bis zur Resonanz, die dann nach etwa 20 bis 30 Sekunden wieder in sich zusammenfällt. Die hohen Noten klingen wesentlich schneller aus. Dieses Modell lädt in den unteren Oktaven zum Bassspielen im Funk-Stil ein. Experimentieren Sie auch einmal mit tiefen, gehaltenen Akkorden, angereichert mit milden Phaser-Bewegungen. Auch ein Delay-Plug-In bietet sich an.
Harpsi(chord)
Der Klang dieses Modells erinnert an ein Cembalo.
Pluck
Dieses Modell reproduziert den kurzen Klang einer gezupften Saite. Durch Verschieben der Pickup-Positionen sind verschiedene gitarrenähnliche Klänge möglich. Ein harfenähnlicher Klang wird mit den Pickups in der Mittelposition des Pickup-Fensters erreicht. Für einen Harfenklang sollten "String Decay", "Release" und "Excite Shape" etwas angehoben und die Parameter für "Excite Brilliance" gesenkt werden.
(Tuned) Wood
Das Modell besitzt einen hölzernen Klangcharakter mit ausgeprägten, von der Spielweise abhängigen Inharmonizitäten der Obertöne. Dieses Modell klingt zuweilen etwas verstimmt.
Ltl (Little) India
Dieses Modell bietet einen Sitar-ähnlichen Klang mit viel Resonanz.
Str(ing) Bells
Ein Glockenmodell mit starken Inharmonizitäten.
Dulcimer
Der Klang dieses Modells erinnert an ein Hackbrett.
Picked
Dieses Modell simuliert ein gezupftes Nylon-Saiteninstrument.

Hinweise zu den einzelnen EVD6-Modellen

Sie werden einige Stellen im Tastaturbereich entdecken, in denen sich der Sound zwischen zwei benachbarten Tasten deutlich ändert. Dieses gilt für die meisten Modelle des EVD6 und ist beabsichtigt. Das Original hat einige deutliche Klangunterschiede von Taste zu Taste, der größte besteht natürlich zwischen dem Ton mit der höchsten drahtumsponnenen und der tiefsten einfachen Saite.

Wenn Sie als Spieler den Originalklang bevorzugen, nicht jedoch die mechanisch bedingten Klangsprünge wünschen, bietet das EVD6 ein Modell mit geglätteten Übergängen: MelloD6.

Einstellen der String-Parameter (Saiten) im EVD6

Das gewählte Modell bestimmt das grundlegende Verhalten der Saiten und wirkt sich wiederum auf den Effekt der einzelnen Saiten-Parameter aus. Dies liegt insbesondere am unterschiedlichen harmonischen Spektrum jedes Modells.

Figure. String parameters.
  • Schieberegler "Decay": Definiert die Decay-Zeit (Ausklingzeit) der Saiten, die dem Attack (der Anschlagsphase) jeder Note folgt. Positive Decay-Parameterwerte sorgen für eine längere Decay-Zeit, negative Werte verkürzen die Decay-Zeit.
  • Schieberegler "Release": Definiert die Release-Zeit (wie bei einem Synthesizer). Positive Release-Parameterwerte sorgen für eine längere Release-Zeit – nach dem Loslassen der Taste.
  • Schieberegler "Damping": Bestimmt das Dämpfungsverhalten der Saiten. Mit "Dämpfung" ist hier ein schnelleres Abklingen der Partialtöne/Obertöne gemeint. Die Dämpfung hängt maßgeblich von den Eigenschaften des verwendeten Saitenmaterials ab. So klingen die Obertöne von Darmsaiten sehr schnell aus, Nylonsaiten liegen zeitlich in der Mitte und Stahlsaiten dämpfen die Obertöne nur sehr langsam. Klanglich resultiert Damping je nach Modell in einem weicheren oder dumpferen und holzigeren Klang. Ein positiver Damping-Wert macht den Klang weicher, ein negativer Wert lässt die Obertöne länger ausklingen, wodurch der Klang heller wird.
  • Schieberegler "Tension Mod": Regelt das Ausmaß einer Verstimmung nach oben, die unmittelbar auf den Anschlag der Saite folgt. Diese Art von Modulation gilt für alle Saiteninstrumente, wie das D6, für Gitarren usw. Eine voreingestellte Spannungsmodulation der Saiten ist in jedes Modell integriert, sie kann jedoch mit dem Parameter "Tension Mod" verändert werden. Die Wirkung dieses Parameters kann beträchtlich sein, wodurch Sie ziemlich schräge Soundeffekte mit dem EVD6 erzielen können. Es kann auch verwendet werden, um ein verstimmtes Clavinet zu simulieren oder um einen Sitar-Sound für die Cover-Version von "Norwegian Wood" zu erzeugen.
  • Schieberegler "Stiffness" und "Inharmonicity": Mit dem Inharmonicity-Parameter legen Sie den tiefsten Oberton fest, also den Oberton-Schwellenwert. Der unharmonische Obertongehalt oberhalb dieses Schwellenwerts wird im Frequenzspektrum gespreizt. Der Parameter "Stiffness" (Steifheit) regelt die Intensität der Spreizung, die durch den Inharmonicity-Regler hervorgerufen wird.

    Die Parameter "Stiffness" und "Inharmonicity" erlauben es Ihnen, den unharmonischen Gehalt der Töne zu erhöhen oder zu vermindern. In der Kombination erzeugen diese Parameter je nach Modell "metallische", glockenartige oder DX-artige E-Piano-Sounds. Die Parameter sind auch hilfreich zum Einstellen von akustischen Bassklängen.

    Der Grundton wird durch die Parameter "Stiffness" und "Inharmonicity" nicht verändert.

  • Schieberegler "Pitch Fall": Ermöglicht das Steuern einer Charakteristik des Original-D6, bei der sofort nach dem Loslassen einer Taste die Tonhöhe fällt. Diese klangliche Besonderheit hängt mit der Bauweise des D6 zusammen. Die Stärke dieses Effekts variiert mit jedem Modell, sie kann jedoch komplett deaktiviert werden, indem der Schieberegler auf die Position ganz links eingestellt wird.

Einstellen der Excite-Parameter im EVD6

Diese Parameter beeinflussen die Saitenanregung. Mit anderen Worten, sie definieren die Eigenschaften der Hämmer, die die Saiten anschlagen, sowie anderer Eigenschaften, die die Auslösung der Saitenschwingung betreffen.

Figure. Excite parameters.
  • Schieberegler "Shape": Dieser Parameter bestimmt die Form der Attack-Kurve, wodurch Sie die gewünschte Härte der Gummihämmer eines Original-Instruments simulieren können. Durch Alterung und dauerndes Spiel nutzen sich die Hämmer ab. Auch das Gummi trocknet aus, was ebenfalls einen Einfluss auf den Gesamtklang hat. Negative Werte (nach links) erzeugen ein weicheres Attack, positive Werte ein härteres Attack.
  • Schieberegler "Brilliance": Regelt den Obertongehalt der Schwingung, die auf die Auslenkung der Saite durch das Anschlagen erfolgt. Positive Werte (nach rechts) ergeben einen obertonreicheren und somit schärferen Klang. Negative Werte erzeugen einen eher gedämpften Sound.

Einstellen der Click-Parameter im EVD6

Die Gummihämmer des Original-D6 altern und verbrauchen sich, genau wie Filze von Klavierhämmern. Abgenutzte D6-Geräte erzeugen einen deutlichen "Klick" beim Loslassen der Tasten. Dies liegt daran, dass die Saite noch einen Augenblick am Hammer kleben bleibt, bevor sie wieder freigegeben wird. Jedes Modell hat charakteristische Klickgeräusche beim Loslassen der Tasten, die mit den folgenden Parametern präzise eingestellt werden.

Figure. Click parameters.
  • Schieberegler "Intensity": Regelt den Pegel des Klickgeräuschs beim Loslassen der Taste. Ein negativer Wert von –1,00 bringt das Release-Klicken zum Verstummen. Wenn Sie ein betagtes D6 simulieren möchten, erhöhen Sie den Wert, indem Sie den Schieberegler nach rechts schieben.
  • Schieberegler "Random": Der Parameter "Random" regelt die Intensität der Variation der Klicks über die gesamte Klaviatur. Er simuliert die Unregelmäßigkeit der Abnutzung bestimmter Hämmer entsprechend einem bevorzugt in bestimmten Tonarten gespielten D6. Je weiter Sie den Regler nach rechts schieben, desto größer fallen die Variationen der Klickgeräusche zwischen den Tasten aus. In der Position ganz links haben alle Tasten ganz gleichmäßig den gleichen Klick-Pegel.
  • Schieberegler "Velocity": Regelt das Ausmaß der Modulation des Release-Klicks durch die Anschlagsdynamik. Dies kann sowohl für Note-on-Velocity als auch für Note-off-Velocity (Release) gelten (siehe nächster Abschnitt "Tasten "KeyOn" und "KeyOff"").
  • Tasten "KeyOn" und "KeyOff": Diese Schalter bestimmen, welcher Anschlagsdynamik-Typ zur Modulation des Release-Klick-Pegels herangezogen wird.
    • Wählen Sie "KeyOn", um das Loslassgeräusch mit der Anschlagsdynamik zu regeln, die Sie beim Anschlagen der Taste aufgewandt haben.

    • Klicken Sie auf die Taste "KeyOff", wenn Sie dafür die Release Velocity – die Geschwindigkeit, mit der Sie die Tasten loslassen – nutzen möchten, um die Klick-Lautstärke zu steuern. (Für "KeyOff" benötigen Sie eines der recht seltenen Masterkeyboards, die die Release Velocity messen und senden.)

    Hinweis: Der Parameter "Velocity" muss auf einen wirksamen Wert eingestellt sein, damit die Veränderung durch KeyOn/KeyOff gut hörbar wird.