Der hochwertige Effekt "Linear Phase EQ" ähnelt dem Channel EQ insofern, als er dieselben Parameter und auch ein Layout mit acht Bändern bietet. Der Linear Phase EQ arbeitet allerdings auf der Basis einer anderen Technologie, in der die Phase des Audiosignals perfekt erhalten bleibt. Diese Phasenkohärenz ist auch dann gewährleistet, wenn Sie die wildesten EQ-Kurven auf die extremsten Signaltransienten anwenden.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass der Linear Phase EQ unabhängig davon, wie viele Bänder aktiv sind, einen bestimmten Teil der CPU-Ressourcen belegt. Der Linear Phase EQ generiert auch höhere Latenzzeiten. Aus diesem Grund ist es sehr empfehlenswert, ihn für das Mastering von bereits aufgenommenem Material zu verwenden, und nicht etwa, wenn Sie z. B. Software-Instrumente einspielen möchten.
Tipp: Die Parameter in Channel EQ und Linear Phase EQ sind identisch, deshalb können Sie die Einstellungen zwischen ihnen beliebig austauschen und kopieren. Wenn Sie einen Channel EQ im selben Insert-Slot durch einen Linear Phase EQ ersetzen (oder umgekehrt), werden die aktuellen Settings automatisch auf den neuen EQ übertragen.
Die linke Seite des Channel EQ-Fensters enthält die Steuerelemente "Gain" und "Analyzer". Der mittlere Bereich des Fensters enthält die Grafische Darstellung und die Parameter zur Formung der einzelnen EQ-Bänder.
Band 1 ist ein Highpass-Filter (Hochpass).
Band 2 ist ein Low-Shelving-Filter (Tiefen-Kuhschwanz).
Band 3 bis 6 sind parametrische Glockenfilter ("Peak Type").
Band 7 ist ein High-Shelving-Filter (Höhen-Kuhschwanz).
Band 8 ist ein Lowpass-Filter (Tiefpass).
Bewegen Sie den Zeiger horizontal in dem Bereich der Anzeige, der das jeweilige Band enthält, um die Frequenz dieses Bands anzupassen.
Bewegen Sie den Zeiger vertikal in dem Bereich der Anzeige, der das jeweilige Band enthält, um den Gain-Wert dieses Bands anzupassen (mit Ausnahme der Bänder 1 und 8). Die Änderungen werden sofort in der Anzeige abgebildet.
Bewegen Sie den Ankerpunkt eines Bands, um dessen Q-Faktor anzupassen. Der Buchstabe Q wird neben dem Zeiger eingeblendet, wenn die Maus über einen Ankerpunkt bewegt wird.
Hinweis: Der Q-Parameter in den Bändern 1 und 8 hat keine Funktion, wenn "Gain/Slope" auf "6 dB/Oct" eingestellt ist. Wenn der Q-Parameter auf einen extrem hohen Wert (z. B. 100) eingestellt wird, bearbeiten diese Filter nur ein ganz schmales Frequenzband und arbeiten dann als Notch-Filter.
Stellen Sie den Wert für "Gain-Q Couple" auf strong ein, um die wahrgenommene Bandbreite so weit wie möglich beizubehalten.
Die Einstellungen light und medium erlauben beim Erhöhen oder Verringern des Gain-Pegels gewisse Änderungen.
In den asymmetrischen Einstellungen wird für negative Gain-Werte eine stärkere Kupplung eingerichtet als für positive Werte, sodass die gewünschte Bandbreite eher im Cut- als im Boost-Betrieb erhalten bleibt.
Hinweis: Der Q-Parameter wirkt sich bei der Wiedergabe der Automation anders aus als bei der Aufnahme der Automationsdaten, wenn zwischenzeitlich die Gain-Q-Couple-Einstellung verändert wurde.
Der Linear Phase EQ wird normalerweise als Mastering-Werkzeug genutzt. Er wird daher generell in Master- oder Output-Kanalzügen eingesetzt. Wie Sie den Linear Phase EQ nutzen, richtet sich offensichtlich nach dem Audiomaterial und dessen vorgesehenem Verwendungszweck. Ein sinnvoller Arbeitsablauf könnte aber in vielen Situationen wie folgt aussehen: Sie Stellen den Linear Phase EQ auf unbearbeiteten Frequenzgang ein (d. h. es werden keine Frequenzen angehoben oder beschnitten), schalten den Analyzer ein und spielen das Audiosignal ab. Beobachten Sie in der grafischen Darstellung, welche Teile des Frequenzspektrums häufig Spitzenpegel erreichen und welche auf einem niedrigen Pegel bleiben. Achten Sie dabei besonders auf Abschnitte, in denen das Signal verzerrt oder übersteuert. Verwenden Sie die grafische Darstellung oder die Parametersteuerelemente, um die Frequenzbänder wie gewünscht einzustellen.
Sie können nicht gewünschte Frequenzen reduzieren oder ganz eliminieren und Sie können leise Frequenzen anheben, um sie stärker zu betonen. Sie können die Scheitelfrequenzen der Bänder 2 bis 7 anpassen, um auf eine bestimmte Frequenz Einfluss zu nehmen – entweder um diese zu betonen, z. B. den Grundton eines Musikstücks, oder um sie zu eliminieren, z. B. ein Brummen oder andere Nebengeräusche. Ändern Sie dabei den bzw. die Q-Parameter so, dass entweder nur ein schmaler Frequenzbereich erfasst wird, oder erweitern Sie diesen Bereich, um ein breiteres Frequenzspektrum zu ändern.
Jedes EQ-Band hat in der grafischen Darstellung eine andere Farbe. Sie können die Frequenz für jedes Band anpassen, indem Sie das Band mit der Maus horizontal verschieben. Durch vertikales Ziehen wird der Gain-Wert des betreffenden Bandes angepasst. Für die Bänder 1 bis 8 können die Slope-Werte nur im Parameterbereich unterhalb der grafischen Darstellung geändert werden. Jedes Band bietet einen Ankerpunkt (dargestellt als kleiner Kreis auf der Kurve) an der Position der Einsatzfrequenz des Bands: Sie können den Q-Faktor oder die Bandbreite einstellen, indem Sie auf den Ankerpunkt klicken, die Maustaste gedrückt halten und den Angelpunkt vertikal verschieben.
Sie können die Dezibel-Skala anpassen, indem Sie wahlweise auf die linke oder rechte dB-Skala klicken und den Zeiger bei gedrückter Maustaste vertikal bewegen, wenn der Analyzer nicht aktiviert ist. Wenn der Analyzer aktiviert ist, können Sie die dB-Skala anpassen, indem Sie den Zeiger auf der linken Seite bewegen. Wenn Sie ihn am rechten Rand bewegen, wird die dB-Skala des Analyzers angepasst.
Um die Auflösung der EQ-Kurve zu erhöhen und auf den interessantesten Bereich um die Nulllinie einzustellen, bewegen Sie die dB-Skala am linken Rand der Anzeige nach oben. Um die Auflösung zu reduzieren, bewegen Sie die Maus nach unten.
Wenn der Analyzer aktiviert ist, nutzt er einen mathematischen Prozess, die sog. Fast-Fourier-Transformation (FFT), zur Bereitstellung einer Echtzeitkurve aller Frequenzkomponenten im Eingangssignal. Diese wird über ggf. von Ihnen eingestellte EQ-Kurven gelegt. Die Analyzer-Kurve verwendet die gleiche Skala wie die EQ-Kurven. So lassen sich wichtige Frequenzen im Eingangs-Audiomaterial sehr leicht erkennen. Dies vereinfacht auch das Einstellen der EQ-Kurven zum Anheben oder Reduzieren der Pegel von Frequenzen bzw. Frequenzbereichen.
Die Bänder der FFT-Analyse werden nach einem linearen Frequenzprinzip unterteilt, d. h. es gibt in höheren Lagen mehr Bänder als in tieferen.
Sobald der Analyzer aktiviert ist, können Sie die Skalierung mithilfe des Parameters "Analyzer Top" ändern. Diesen finden Sie auf der rechten Seite der grafischen Anzeige. Der sichtbare Bereich stellt einen Dynamikbereich von 60 dB dar. Durch vertikales Ziehen können Sie den Maximalwert im Bereich von +20 dB bis -40 dB einstellen. Die Analyzer-Anzeige ist immer dB-linear ausgelegt.
Hinweis: Denken Sie beim Auswählen einer Auflösung daran, dass eine höhere Auflösung auch deutlich mehr Verarbeitungsleistung beansprucht. Eine höhere Auflösung ist erforderlich, wenn Sie z. B. eine exakte Analyse sehr tiefer Bassfrequenzen erhalten möchten. Es empfiehlt sich deshalb, den Analyzer zu deaktivieren oder das Linear Phase EQ-Fenster zu schließen, nachdem Sie die entsprechenden EQ-Parameter eingestellt haben. Dadurch geben Sie CPU-Ressourcen für andere Aufgaben frei.