Verwenden der "Time and Pitch Machine" des Sample-Editors

Mit der "Time and Pitch Machine" können Sie die Zeitstruktur einer Audiodatei auf radikale Weise verändern, indem Sie den Zeitverlauf dehnen oder stauchen und unabhängig davon die Tonhöhe transponieren. Beim Ändern der Tonhöhe können Sie außerdem die Verschiebung der Formanten korrigieren, die maßgebend sind für den Stimmcharakter des in der Tonhöhe veränderten Audiomaterials. Eine Tonhöhenänderung ohne Formantkorrektur führt zu einem als Mickey-Mouse-Effekt bezeichneten Phänomen.

In der "Time and Pitch Machine" können die Zeit- und Tonhöhenfunktionen sowohl zusammen als auch unabhängig voneinander durchgeführt werden.

Die Technologie der "Time and Pitch Machine"

Der Algorithmus der "Time and Pitch Machine" analysiert zunächst die spektralen Anteile des Audiosignals und deren Dynamik, um dann seine Berechnungen durchführen zu können. So können möglichst viele spektrale und dynamische Informationen erhalten und Änderungen der Phasenlage minimiert werden. In Stereo-Dateien wird der Phasenbezug von rechter und linker Seite fixiert, sodass er nicht unter der Bearbeitung leidet. Auch das Doppeln einzelner Klangbruchstücke wird minimiert.

Sie sollten dennoch bedenken, dass die "Time and Pitch Machine", abgesehen vom Resampling (Transposition), im Grunde physikalisch unmögliche Dinge anstrebt: Wenn ein Sample verlängert wird, muss die einzufügende Information quasi "erfunden" werden. Das Verkürzen des Samples hingegen erfordert das gezielte Herausschneiden von Informationen. Das Verlängern ist übrigens schwieriger als das Kürzen. Wenn Sie also die Wahl haben, beschleunigen Sie einen Drum Loop eher als ihn zu verlangsamen.

Es gibt zwangsläufig eine kleine Abweichung zwischen dem gewünschten, eingestellten Grad der Dehnung und dem tatsächlichen Resultat. Die Abweichung beträgt aber nur ein paar Millisekunden (oder Bruchteile eines bpm). Außerdem ist die absolute Abweichung unabhängig von der Länge des bearbeiteten Audioabschnitts und damit also auch bei längeren Dateien nicht größer.

Öffnen der "Time and Pitch Machine" des Sample-Editors

Sie müssen zunächst einen Bereich innerhalb der Audiodatei auswählen, um die "Time and Pitch Machine" öffnen zu können.

"Time and Pitch Machine" öffnen
  1. Wählen Sie den Bereich der Audioregion im Sample-Editor aus, die Sie mit der "Time and Pitch Machine" weiter bearbeiten möchten.

  2. Wählen Sie "Factory" > "Time and Pitch Machine" (voreingestellter Tastaturkurzbefehl: ctrl-P).

Die "Time and Pitch Machine" enthält Parameter für "Modus", "Algorithmus", "Tempo" und "Pitch".

Figure. "Time and Pitch Machine" pane.

Sie müssen nicht alle Parameter der "Time and Pitch Machine" einzeln einstellen. Die meisten Parameter sind verknüpft – eine Änderung des Tempos führt z. B. zu einer Längenanpassung und umgekehrt.

Einstellen von "Modus" und "Algorithmus" in der "Time and Pitch Machine"

In den Menüs "Modus" und "Algorithmus" der "Time and Pitch Machine" werden die Arbeitsweise und der Algorithmus bestimmt, mit dem das Time Stretching und Pitch Shifting ausgeführt werden sollen.

Figure. Mode and Algorithm menus in the "Time and Pitch Machine" pane.

Unterstützung von Algorithmen von Drittanbietern

Logic Pro ermöglicht Ihnen, innerhalb der "Time and Pitch Machine" die Pitch-Shifting- und Time-Stretching-Algorithmen der folgenden Drittanbieter zu verwenden:

  • Serato: Pitch ’n Time LE

  • iZotope: Radius

Hinweis: Um diese Algorithmen in der "Time and Pitch Machine" verwenden zu können, müssen die entsprechenden Audio-Unit-Plug-Ins auf Ihrem System installiert und autorisiert sein.

Einstellen von Tempo-Parametern in der "Time and Pitch Machine"

Der Bereich der Tempo-Einstellungen ist in zwei Spalten gegliedert: Die Spalte "Original" zeigt die aktuellen Werte des ausgewählten Audiobereichs an und in der Spalte "Ziel" legen Sie das gewünschte Tempo fest.

Figure. Tempo parameters in the "Time and Pitch Machine" pane.
  • Tempoänderung: Bestimmt die Veränderung des Tempos in Prozent (es wird kein Originalwert angezeigt).
  • Tempo: Anzeige des Tempos in bpm (Beats per Minute). Stellen Sie sicher, dass die richtige Länge in Takten eingestellt ist, sonst wird das Tempo falsch angezeigt.
  • Länge in Samples: Stellt die Länge des ausgewählten Bereichs in Samples dar.
  • Länge in SMPTE: Stellt die Länge des ausgewählten Bereichs im SMPTE-Format dar.
  • Länge in Takten: Stellt die Länge des ausgewählten Bereichs in musikalischen Einheiten (Takte, Schläge, Rasterwerte und Ticks) dar. Ist das Projekttempo bereits passend zur aktuell bearbeiteten Region eingestellt, so wird der Originalwert (linke Spalte) automatisch richtig eingestellt. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie die richtige Längenangabe an dieser Stelle von Hand eingeben.

Einstellen von Pitch-Parametern in der "Time and Pitch Machine"

Mit den Parametern im Bereich der Pitch-Einstellung bestimmen Sie den Transpositionsumfang in Cent und, falls gewünscht, die Intensität der harmonischen Korrektur.

Figure. Pitch parameters in the "Time and Pitch Machine" pane.
  • Transposition: Transposition des Klangmaterials in einer Schrittweite von 1/100-Halbton (Cent). Der Wert "100" führt zur Transposition um einen Halbton nach oben. Der Wert –1200 führt zur Transposition des Audiomaterials um eine Oktave nach unten.
  • Harmonische Korrektur: Hierdurch werden auch die Formanten verschoben und der Charakter des gesamten Klangs ändert sich. Es scheint, als würde das ganze Instrument oder der Sänger kleiner oder größer. Das wirkt alles andere als natürlich: Nach oben transponierte Stimmen klingen nach Micky Maus, die Transponierung nach unten erinnert an Darth Vader. Diese Artefakte können Sie mit der Harmonischen Korrektur ausgleichen.

    Aktivieren Sie das Markierungsfeld "Harmonische Korrektur", um die Formanten im transponierten Material unverändert zu lassen. Dies bedeutet, dass die Originalklangfarbe (oder die vermeintliche Größe des Klangkörpers) beibehalten wird, wodurch die Transponierung wesentlich natürlicher klingt. Allerdings dauert der Rechenprozess dann etwas länger.

    Hinweis: Die Qualität der Harmonischen Korrektur hängt stark vom verwendeten Ausgangsmaterial ab, denn der Algorithmus muss (möglichst) intelligente Unterscheidungen treffen zwischen tonalen und atonalen Aufnahmeanteilen und diese separat behandeln. Dies ist keine leichte Aufgabe, aber obwohl das Ganze bei monophonem Material besser funktioniert als bei komplexem Stereo-Material, können Sie es durchaus auch auf einen kompletten Mix anwenden. Die Phasenlage von Stereo-Aufnahmen bleibt bei der harmonischen Korrektur erhalten.

    Sie können die Harmonische Korrektur auch zum Verschieben der Formanten ohne Transposition verwenden. Auf diese Weise können Sie die physische Größe des Klangkörpers verändern – geben Sie z. B. einer weiblichen Stimme einen männlichen Charakter und umgekehrt – ohne dabei die Tonhöhe zu beeinflussen.

    Dieser Effekt lässt Klänge so wirken, als stammten sie von außergewöhnlich kleinen oder großen Instrumenten. Auf diese Weise lassen sich dünnbrüstige Sounds, z. B. Gitarren oder andere Signale, die mit einfachen und hinsichtlich des Frequenzumfangs limitierten Mikrofonen aufgenommen wurden, etwas "aufpumpen".

    Ein Beispiel für die Anwendung auf Gesang: Wenn Sie als Harmonische Verschiebung einen Wert von –300 eingeben und die Transposition auf Null lassen, ändert sich die Klangfarbe der Stimme so, als würde diese drei Halbtöne transponiert, aber ohne dass sich die Tonhöhe tatsächlich ändert. So bleibt ein gesungenes C ein C, aber die Farbe der Stimme erscheint dunkler.

  • Harmonische Verschiebung: Wenn die Harmonische Korrektur aktiviert ist, verwenden Sie den Parameter "Harmonische Verschiebung", um die Klangfarbe unabhängig von der Transposition des Grundtons zu verändern. Die Eingaben erfolgen in 1/100-Halbtoneinheiten (Cent).
    • Stellen Sie bei "Harmonische Verschiebung" und "Transposition" identische Werte ein, so erfolgt keine Korrektur, ganz so als wäre die Harmonische Korrektur ausgeschaltet.

    • Stellen Sie "Harmonische Verschiebung" auf Null, so ändern sich die Formanten nicht und Sie vermeiden die unerwünschten Nebeneffekte üblicher Pitch-Shifting-Algorithmen.

    Tipp: Wenn Sie den exakten Transpositionswert nur durch Ausprobieren ermitteln können, schalten Sie die Harmonische Korrektur zunächst aus. Sobald Sie einen geeigneten Transpositionswert gefunden haben, verwenden Sie diesen im nächsten Arbeitsschritt als Ausgangspunkt einer unabhängigen Harmonischen Korrektur.