Die Geschichte des Clavinets

Das deutsche Unternehmen Hohner, Hersteller des D6, hatte sich insbesondere mit Metallzungeninstrumenten wie Mundharmonikas, Akkordeons, Melodicas sowie dem "Cembalet" – einem der frühen Vorläufer des Clavinets – einen Namen gemacht.

Der Musiker und Erfinder Ernst Zacharias entwickelte das Cembalet in den 1950ern. Es war als eine tragbare, elektrisch verstärkbare Version des Cembalos konzipiert worden. Die Klangerzeugung erfolgte durch Zupfen einer flachen Metallzunge beim Tastenanschlag. Der so erzeugte Ton wurde, ähnlich wie bei einer E-Gitarre, elektrisch abgenommen und verstärkt.

Hohner stellte zwei Jahre nach dem Cembalet zwei Pianet-Modelle vor. Das CH- und das N-Modell verwendeten wie der Vorgänger flache Metallzungen zur Klangerzeugung, im Vergleich zum Cembalet aber mit einer ganz unterschiedlichen Anschlagsmechanik. Während des Anschlagens drückte ein Hammer, der mit einer schaumstoffunterlegten, klebrigen Haftfläche versehen war, auf eine Metallzunge. Beim Loslassen der Taste trennte sich der Hammer von der Metallzunge und versetzte sie dadurch in Schwingung. Der Klang der schwingenden Metallzunge wurde dann elektrisch verstärkt.

Das einige Jahre später vorgestellte Pianet Modell "T" ersetzte die klebrigen Haftflächen der Modelle "CH" und "N" durch kleine Saugnäpfe. Trotz aller Verbesserungen besaß das Modell "T" immer noch viele Nachteile. Am gravierendsten erscheinen der geringe Dynamikumfang und das prinzipbedingte Fehlen eines Sustain-Pedals. Ungeachtet dieser Mängel wurde der Klang des Pianets "T" in den 1960ern durch Gruppen wie die Zombies und die Small Faces populär.

In den Jahren zwischen der Vorstellung der Pianets "N" und "T" erfand Zacharias das Clavinet. Es sollte sich als Hohners erfolgreichstes und gewiss populärstes Keyboard in der Funk-Musik herausstellen. Das Clavinet wurde unter der Vorgabe entwickelt, die Klangeigenschaften des Clavichord mit einem volleren Klang zu vereinen (das Clavichord war bekannt für seinen dünnen Klang).

Die frühen Modelle – das Clavinet I mit eingebautem Verstärker, das Clavinet II mit Klangregelung, der Clavinet-Typ "L" mit seiner bizarren, dreieckigen Form – mündeten alle im Clavinet-Typ "C". Dieses wiederum wurde weiterentwickelt zum tragbareren D6. Zur Tonerzeugung verwendete das D6 einen gummierten Hammer, der eine Saite gegen einen Metallsteg schlägt. Das D6 besitzt eine Tastatur mit vollem Dynamikumfang, wobei die Mechanik direkt unter der Tastatur angeordnet ist: Je härter der Anschlag, desto lauter und präsenter ist der Ton.

Wenn man das Clavinet heutzutage erwähnt, denken die meisten unwillkürlich an Stevie Wonders "Superstition". Diese Aufnahme wurde nicht nur durch den Komponisten und Sänger so stark geprägt, sondern auch durch das D6. Das D6 wurde später ersetzt durch das "E7" und das Clavinet/Pianet "Duo". Beide Modelle entsprachen im Grunde dem D6, allerdings zeichneten sie sich durch größere Bühnentauglichkeit, Rauscharmut und einen besseren Schutz gegen Brummeinstreuungen aus.

Die Funktionsweise des Clavinet D6

Jede Taste des D6 stellt einen einfachen Hebelmechanismus dar. Beim Herunterdrücken der Taste wird die Saite mit einem Bolzen gegen einen ambossförmigen Metallsteg geschlagen. Die Saite trifft je nach Stärke des Anschlags stärker oder schwächer auf den Steg und dies beeinflusst die Lautstärke und den Klang der Saite.

Die beim Auftreffen erzeugten mechanischen Schwingungen werden durch magnetische Tonabnehmer in elektrische Signale umgewandelt, verstärkt und über Lautsprecher wiedergegeben.

Wird die Taste losgelassen, wird der Kontakt zwischen Bolzen und Steg abrupt unterbrochen, sodass der mit Wolle umspannte Bereich der Saite frei liegt. Dadurch wird die Schwingung sofort bedämpft und kommt zum Stillstand.

Doppelt angeschlagene Noten

Beim Experimentieren mit dem EVD6 oder dem Vorhören der mitgelieferten Sounds werden Sie möglicherweise auf Klänge stoßen, die scheinbar sowohl beim Anschlagen als auch beim Loslassen der Note ausgelöst werden.

Hierbei handelt es sich nicht um einen Fehler, sondern um die naturgetreue Nachahmung des echten D6. Dieses hat die Eigenart, dass Saiten beim Anschlagen an den (verschlissenen) Hammerköpfen hängenbleiben und so einen zweiten Ton beim Loslassen der Taste erzeugen. Sie können die Lautstärke dieses Geräuschs mit dem Intensity-Regler im Click-Bereich beeinflussen (siehe Einstellen der Click-Parameter im EVD6). Schieben Sie den Regler ganz nach links, damit das Klick-Geräusch nicht mehr hörbar ist.