ES2-Tutorial: Erzeugen von Sounds

In diesem Tutorial werden Ihnen die Grundlagen der allgemeinen Klangprogrammierung vermittelt. Im Tutorial zum Verwenden von Templates werden Sie durch den Prozess der Klangprogrammierung geführt. Aber lassen Sie uns mit einer Reihe von Templates (Vorlagen) beginnen. Siehe ES2-Tutorial: Erzeugen von Sounds auf Basis von Templates.

Um die Settings für diese Tutorials im ES2-Fenster darzustellen, öffnen Sie das Menü "Settings" und wählen dort "Tutorial Settings".

Die Grundlagen der Klangprogrammierung, Filtereinstellungen, Digiwaves im ES2

Das Tutorial-Setting Analog Saw Init soll als Ausgangspunkt für die Klangprogrammierung neuer Sounds dienen. Für die Programmierung völlig neuer Sounds greifen professionelle Sound-Designer gerne auf dieses Setting zurück, bei dem ein ungefilterter Sägezahn-Sound ohne Hüllkurven, Modulationen oder andere Besonderheiten zum Einsatz kommt. Auch zum Kennenlernen eines neuen Synthesizers ist dieses Setting hervorragend geeignet. Dadurch können Sie alle Parameter unbeeinflusst von Voreinstellungen ausprobieren.

  • Beginnen Sie mit den Filtern, dem Herz des subtraktiven Synthesizers. Probieren Sie die vier Lowpass-Filtertypen "12 dB", "18 dB", "24 dB" und "fat" (Filter 2) mit verschiedenen Werten für "Cut" (Cutoff Frequency) und "Res" (Resonance) aus. Stellen Sie "Env 2" als Filterhüllkurve ein. Die erforderliche Modulation im Routing ist voreingestellt.

  • Stellen Sie "Filter Blend" ganz nach links, sodass Sie Filter 1 alleine hören können. In vielen Fällen werden Sie zwar dem wirkungsvolleren Filter 2 den Vorzug geben, aber auch das Filter 1 hat seine Vorzüge. Filter 2 bietet neben dem 12-dB-Lowpass-Filter (Lo) auch die Elemente Highpass, Peak, Bandpass (BP) und Bandsperre (BR). Im Lowpass-Bereich klingt Filter 1 im Vergleich zu Filter 2 "weicher". Er eignet sich besonders gut für Klänge, bei denen die Filterwirkung nicht so deutlich wahrgenommen werden soll, z. B. bei Streichern oder FM-Sounds. Ebenso sind verzerrte Sounds, die an den Bass-Synthesizer TB303 erinnern, mit Filter 1 besser zu verwirklichen als mit Filter 2.

  • Das Setting ist ebenfalls sehr gut geeignet, um die Wellenformen der Oszillatoren kennenzulernen. Die analogen Wellenformen sind von der Editor-Ansicht aus einstellbar. Um die Digiwaves auszuwählen, setzen Sie "Osc 1 Wave" auf "Digiwave".

Erzeugen fetter ES2-Sounds durch verstimmte Oszillatoren und den Unison-Modus

Schon immer waren "fette" Synthesizer-Sounds äußerst beliebt. Und dies gilt heute bei Musikstilen wie Trance, Techno, R & B umso mehr. Das Setting Analog Saw 3 Osc umfasst drei gegeneinander verstimmte Oszillatoren und klingt schon recht fett. Es gibt aber Möglichkeiten, den Klang noch deutlich fetter zu formen.

  • Probieren Sie zunächst den 3-Oszillatoren-Basisklang mit unterschiedlichen Filter- und Envelope-Einstellungen aus.

  • Probieren Sie den Chorus-Effekt mit verschiedenen Einstellungen für "Intensity" und "Speed" aus.

  • Aktivieren Sie den Unison-Modus und wählen Sie einen höheren Wert für "Analog". Da der polyphone Modus eingestellt ist, wird jede Note doppelt gespielt. Die Anzahl der gleichzeitig abspielbaren zehn Noten reduziert sich auf fünf. Dafür erhalten Sie aber einen sehr dichten und breiten Klang. Durch das Kombinieren von "Unison" und höheren Analog-Werten wird auch eine deutlich wahrnehmbare Spreizung über das Stereo-Spektrum erzeugt.

Bei vielen Werkseinstellungen ist der Unison-Modus bereits aktiviert. Dies erfordert sehr viel Rechenleistung. Wenn Ihr Computer nicht schnell genug ist, kann auf den Unison-Modus verzichtet werden und stattdessen z. B. der Ensemble-Effekt in einem Bus für mehrere Plug-Ins verwendet werden. Dies führt zu einer deutlichen Systementlastung. Eine andere Möglichkeit ist, mehrere Software-Instrumentspuren einzufrieren (Freeze-Funktion) oder zu bouncen.

Erzeugen von verstimmten monophonen Sounds und Effekten mit dem ES2

Das Setting Analog Saw Unison ist ein extrem verstimmter, ungefilterter Basis-Sound, der an Fatness kaum noch zu überbieten ist. Drei Sägezahn-Oszillatoren werden verwendet, die aber noch stärker gegeneinander verstimmt sind. Das Entscheidende ist die Kombination von "Unison" und "Analog" (auf einen hohen Wert gesetzt). Da der Modus "Mono" eingestellt ist, werden zehn Stimmen gestackt. Alles in allem ergibt dies ohne zusätzliche Effekte einen unglaublich mächtigen Lead-Sound, wie er bei unzähligen Dance- und Trance-Produktionen eingesetzt wird. Bei entsprechenden Hüllkurveneinstellungen (Modulation des Filters!) können aus diesem Setting auch Elektro-Sounds abgeleitet werden, die ideal für Arpeggio- und Sequenzer-Sounds sind.

  • Stellen Sie "Cutoff Frequency" von Filter 2 auf "0". Dadurch wird die voreingestellte Filter-Hüllkurve aktiviert. Probieren Sie auch andere Einstellungen aus.

  • Schalten Sie "Osc 1" eine (–12 s) oder zwei Oktaven (–24 s) tiefer.

  • Erhöhen Sie "Drive" oder "Distortion".

  • Für "Env 2" sollte "Velocity" eingestellt sein. Sie können jetzt das Filter mit der Anschlagsdynamik modulieren.

  • Fügen Sie einen Delay-Effekt im Instrument-Channel-Strip des ES2 (oder einem Bus-Ziel) ein.

Erzeugen cleaner Bass-Sounds mit einem Oszillator im ES2

Nicht jeder Sound muss aus mehreren Oszillatoren zusammengesetzt sein. Es gibt auch sehr einfache, aber trotzdem wirkungsvolle Sounds mit nur einem Oszillator. Dies gilt z. B. für bestimmte Synthbässe, die auf Basis des Settings Analog Bass Clean schnell erzeugt werden können.

Es wird eine Rechteckwelle verwendet, die um eine Oktave nach unten transponiert ist. Der Sound wird durch Filter 2 gefiltert. Das Besondere an diesem Sound ist der Modus "Legato" in Kombination mit "Glide" (Portamento). Wenn Sie staccato spielen, hören Sie keinen Glide-Effekt. Der Glide-Effekt ist nur bei gebundener Spielweise (Legato) aktiv. Die Filter-Hüllkurve wird nur dann mit jeder Note neu ausgelöst, wenn alle Tasten vor dem Anschlagen einer neuen Note losgelassen werden.

  • Probieren Sie verschiedene Filter- und Envelope-Einstellungen aus.

  • Wählen Sie statt der Rechteckwelle die Sägezahnwelle.

  • Stellen Sie andere Glide-Werte ein.

Die Bearbeitung funktioniert am besten bei einer laufenden Bass-Sequenz. Erzeugen oder spielen Sie eine monophone Basslinie, wobei Sie meistens staccato und nur einige wenige Noten legato spielen. Dabei kann auch eine sehr lange Glide-Zeit gut funktionieren.

Erzeugen von verzerrten Analogbässen mit dem ES2

In der Einstellung Analog Bass Distorted wird Filter 1 in Verbindung mit hohen Drive- und Distortion-Werten eingesetzt. Das Filter 1 ist für verzerrte Analog-Sounds besser geeignet als Filter 2.

  • Probieren Sie Filter 2 aus, indem Sie "Filter Blend" ganz nach rechts stellen. Sie werden hören, warum Filter 1 für verzerrte Klänge besser geeignet ist.

  • Bewegen Sie zur Steuerung der Filtermodulation die grünen Schieberegler der ersten Modulation im Routing-Feld. Dadurch wird die Modulationsintensität gesteuert.

Erzeugen von ES2-Sounds über FM Intensity und Frequency

Das Setting FM Start ist ein guter Ausgangspunkt, um die Synthese der linearen Frequenzmodulation (FM) kennenzulernen. Sie hören zunächst noch einen unmodulierten Sinusklang von Oszillator 1. Oszillator 2 ist zwar eingeschaltet und ebenfalls auf Sinus eingestellt, sein Pegel ist aber auf 0 gesetzt: Bewegen Sie das kleine Quadrat ganz oben in die Ecke des Dreiecks, um die Settings zu ändern.

Beim ES2 ist Oszillator 1 immer der "Träger" und Oszillator 2 immer der "Modulator". Das heißt, Oszillator 2 moduliert Oszillator 1.

  • Stellen Sie die Intensität der Frequenzmodulation ein, indem Sie den Wave-Drehregler langsam von "Sine" bis "FM" drehen. Sie hören ein typisches FM-Spektrum bei gleicher Frequenz von Träger und Modulator.

  • Verändern Sie die Frequenz des Modulators (Oszillator 2) zunächst mit "Fine Tune" von 0 c bis 50 c. Sie hören eine sehr langsame Frequenzmodulation, die mit der Wirkung eines LFO vergleichbar ist. Die eigentliche Frequenzmodulation erfolgt jedoch im Audiospektrum. Sie wird mit der Frequenzwahltaste in Halbtonschritten eingestellt. Testen Sie den Bereich von –36 s bis +36 s für Oszillator 2. Sie hören jetzt bereits ein breites Spektrum an FM-Sounds. Einige Einstellungen werden Sie an Sounds klassischer FM-Synthesizer erinnern.

  • Wählen Sie andere Wellenformen für Oszillator 2. Die Sinuswellenform ist zwar die klassische FM-Basiswellenform, aber auch andere Wellenformen können interessante Ergebnisse hervorbringen, insbesondere die Digiwaves.

  • Noch außergewöhnlichere Ergebnisse erzielen Sie, wenn die Frequenz des Trägers (Oszillator 1) verändert wird. Testen Sie auch hier den Bereich von –36 s bis +36 s. Vor allem die ungeraden Werte sind äußerst interessant. Allerdings ist zu bedenken, dass sich dabei die Grundstimmung verändert.

Steuern der FM-Intensität im ES2 mit einer Hüllkurve und FM-Scaling

In der Einstellung FM Envelope steuern Sie die FM-Intensität mit einer Hüllkurve durch Envelope 2. Das Modulationsziel ist der Bereich zwischen "Sine" und "FM" auf dem Wellenform-Drehregler der Oszillatoren. Für diesen Modulationsweg wird der erste Router-Kanal verwendet. Es ist aber mit weiteren Modulationswegen möglich, einen weitaus größeren Bereich abzudecken. Die weiteren Modulationswege sind bereits vorbereitet. Sie müssen lediglich die Werte einstellen. Da vorerst ohne "Velocity" gearbeitet wird, können Sie die Werte in der Editor-Ansicht einstellen, indem Sie den unteren Fader zusammen mit dem oberen ganz nach oben schieben.

  • Stellen Sie den zweiten Modulationskanal auf 1,0 ein. Sie hören deutlich, dass ein größeres Klangspektrum kontrolliert wird.

  • Stellen Sie den Modulationskanal 3 und 4 ebenfalls auf den Wert 1,0 ein. Der Klangbereich wird drastisch erweitert.

  • Nach der drastischen Ausweitung des Modulationsbereichs ist der Klang über die gesamte Tastatur unausgewogen. Im unteren und mittleren Tastaturbereich ist der Klang optimal, während die FM-Intensität im oberen Bereich zu stark ist. Dies kann mit den ebenfalls bereits vorbereiteten Modulationswegen 5 und 6 kompensiert werden. Dabei wird das Modulationsziel "Osc 1 Wave" von Tastaturposition "kybd" gesteuert. So wird ein Scaling der FM-Intensität erzeugt.

  • Da der Klangbereich aufgrund der 4 Modulationen sehr groß ist, sind für dieses FM-Scaling zwei Modulationswege erforderlich. Bewegen Sie die unteren Hälften des Schiebereglers jeweils ganz nach unten. Das Scaling ist für die Spielbarkeit von FM-Sounds von fundamentaler Bedeutung!

Ändern der Klangfarbe von ES2-Sounds mit FM Drive und Filter FM

Das Setting FM Drive zeigt deutlich, wie sehr sich der Charakter von FM-Sounds verändert, wenn Sie "Drive" und "Filter FM" verwenden. Die Ergebnisse ähneln dem Feedback der klassischen FM-Synthese.

  • Experimentieren Sie mit verschiedenen Einstellungen für "Drive" und "Filter FM".

  • Setzen Sie die Cutoff-Frequenz von Filter 2 auf "0" herab. Envelope 2 wirkt dann auch auf Filter 2. Die entsprechende Modulation ist in dem Setting bereits voreingestellt.

Erzeugen von FM-Sounds mit den Digiwaves im ES2

In der Einstellung FM Digiwave wird eine Digiwave als FM-Modulator eingesetzt. Dadurch können z. B. glockige Klänge aus nur zwei Operatoren programmiert werden. Bei der traditionellen FM-Synthese sind solche Sounds in der Regel nur mit einer Vielzahl an Sinuswellen möglich.

Um einen schwebungsreicheren, atmosphärischen Grundklang zu realisieren, wurde der polyphone Unison-Modus aktiviert. Für die Klangformung wurden Filter- und Amplituden-Hüllkurven voreingestellt.

  • Testen Sie die Wirkung unterschiedlicher Digiwaves als FM-Modulationsquellen.

  • Probieren Sie verschiedene Intensitäten für den Parameter "Analog" aus.

Erzeugen von FM-Sounds mit den Wavetables im ES2

Äußerst lebendige FM-Klänge entstehen, wenn die Modulation durch ein Morphing zwischen Digiwaves (Wavetable-Scanning) erfolgt. Das Morphing in der Einstellung FM Digiwave wird durch den LFO 2 gesteuert. Die Geschwindigkeit des LFO 2 und deshalb auch das Morphing hängen vom Tempo des Host-Programms ab (hier 2 Bar).

  • Stellen Sie für den LFO2 andere Wellenformen ein. Vor allem die Wellenform "Lag S/H" (geglätteter Zufall) ist für Wavetables geeignet.

  • Experimentieren Sie mit unterschiedlichen FM-Intensitäten und Oszillatorfrequenzen.

  • Verändern Sie die Modulationsintensität der ersten Modulation (LFO2 moduliert "Osc2 Wave") und die LFO 2 Rate.

Erzeugen verzerrter FM-Sounds im ES2 mit Monophonic Unison

Das Setting FM Megafat eignet sich besonders für verzerrte Bässe oder gitarrenähnliche Sounds. Im oberen Bereich wird der Sound etwas kratzig. Dies ist hier auch mit noch so viel Keyscaling nicht aufzufangen – aber nicht jeder Sound muss über 5 Oktaven gut klingen!

  • Probieren Sie eine extreme Verstimmung mit "Analog" aus.

  • Der Flanger passt gut zu diesem Sound.

  • Aktivieren Sie die voreingestellte Filter-Hüllkurve, indem Sie die "Cutoff Frequency" von Filter 2 auf "0" herabsetzen.

  • Für fette Lead-Sounds eignet sich etwas "Glide".

  • Und wie immer beim FM erzielen Sie drastische Klangveränderungen durch andere Frequenzeinstellungen der beiden Oszillatoren. Scheuen Sie keine krummen Intervalle.

Erzeugen von FM-Sounds im ES2 mit außergewöhnlichem Klangspektrum

Die interessantesten Ergebnisse lassen sich bei ungeraden Frequenzverhältnissen erzielen, wenn man zunächst einmal keine Rücksicht auf die Beibehaltung der Grundstimmung nimmt.

Das Setting FM Out of Tune bietet einen glockigen Klang, ähnlich wie der einer Ringmodulation. Dieser Effekt ist durch die Einstellung "30 s 0 c" und mit einem Wert von "0 s 0 c" für den Modulator entstanden. Klänge dieser Art wurden in den achtziger Jahren oft für elektronische Musik eingesetzt, sind aber auch wieder sehr aktuell (Ambient, Trance usw.).

Mithilfe von Filter, Hüllkurven und Effekten kann der Sound weiterentwickelt werden. Allerdings hat dieses Setting noch ein Problem: Es ist "out of tune". Dies ist aber leicht zu ändern:

  • Verwenden Sie Oszillator 3 als Referenz für die Stimmung des FM-Sounds, indem Sie das Quadratsymbol im Dreieck bewegen.

  • Sie werden (hoffentlich!) feststellen, dass der FM-Klang in F gestimmt ist, also 5 Halbtöne zu hoch bzw. 7 Halbtöne zu tief.

  • Stellen Sie Oszillator 1 und 2 um jeweils fünf Halbtöne (500 ct) tiefer ein. Eine Höherstimmung kommt nicht in Frage, da Oszillator 1 dann auf "37 s 0 c" stehen müsste, der Maximalwert aber "36 s 0 c" beträgt.

  • Wichtig ist bei diesem Vorgang, dass das Frequenzverhältnis (Intervall) zwischen Oszillator 1 und 2 beibehalten wird. Das heißt, Oszillator 1 = 25 s O c und Oszillator 2 = –5 s 0 c.

Einstellen der Pulsbreitenmodulation mit Oszillator 2 im ES2

Die Pulsbreitenmodulation (Pulse Width Modulation, PWM) ist eine der wichtigsten Funktionen jedes Analogsynthesizers.

  • Wählen Sie das Setting PWM Start und bewegen Sie langsam den Wave-Drehregler zwischen den Symbolen für Rechteckwelle und Pulswelle hin und her. Beide Symbole sind grün markiert. Was Sie hören, ist eine manuelle Pulsbreitenmodulation.

  • Wählen Sie das Setting PWM Slow. Der LFO 1 steuert in diesem Fall die Quelle der Pulsbreitenmodulation und nicht Ihre manuellen Bewegungen. Das Ergebnis dürfte sich ähnlich anhören.

  • Heben Sie die "LFO 1 Rate" vom voreingestellten Wert 0,230 auf 4,400 an. Das Ergebnis ist eine klassische, schnelle PWM.

  • In diesem und im nächsten Schritt soll die PWM so eingestellt werden, dass die Modulation unten langsamer und oben zunehmend schneller wird. Dies ist für viele Sounds wünschenswert (z. B. Synth-Strings). Reduzieren Sie zunächst "LFO 1 Rate" auf 3.800.

  • Stellen Sie die Intensität der bereits vorbereiteten zweiten Modulation (Target = LFO1 Rate, Source = Kybd) auf 0,46. Die PWM wird dadurch anders skaliert und ist jetzt im oberen Bereich schneller als unten. Das Ergebnis können Sie auch in dem Setting PWM Scaled hören.

    Tipp: Vermeiden Sie bei PWM-Sounds "Drive" oder "Distortion".

Erzeugen von String-Sounds im ES2 mithilfe der Pulsbreitenmodulation

Um den PWM-Klang fetter und dichter zu gestalten, nehmen wir Oszillator 3 zuhilfe, der ebenfalls PWM erzeugen kann. Tatsächlich kann sogar auch Oszillator 1 PWM liefern. Die Oszillatoren 2 und 3 sind in dem Setting PWM 2 Osc relativ stark gegeneinander verstimmt. Ziel ist es, diesen PWM-Basisklang zu typischen PWM-Strings weiterzuentwickeln. Hier ist Ihr eigener Geschmack gefragt.

  • Stellen Sie den Chorus-Effekt mit "Intensity" ein. Es bieten sich höhere Werte an, die den Sound recht breit machen.

  • Programmieren Sie Envelope 3 nach Ihren eigenen Vorstellungen. Sie sollten zumindest die Zeiten für "Attack" und "Release" erhöhen. Wenn Sie mögen, stellen Sie "Velocity" ein. Wenn Sie den Sound nicht nur als simples Pad einsetzen möchten, ist es auch sinnvoll, eine relativ kurze Decay-Zeit und einen niedrigeren Sustain-Pegel von etwa 80 % bis 90 % einzustellen.

  • Reduzieren Sie die Werte von "Cutoff" und "Resonance" von Filter 1, um den Sound weicher zu gestalten.

  • Sichern Sie den neu gestalteten Sound als Setting.

  • Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Original-Setting von "PWM 2 Osc". Sie werden überrascht sein, wie stark sich der Klang mit nur wenigen Einstellungen verändert hat.

  • Vergleichen Sie Ihre eigenen PWM-Strings auch mit dem Setting PWM Soft Strings, das ebenfalls auf Basis der obigen Schritte entstand. Eine gewisse Ähnlichkeit sollte erkennbar sein.

Erzeugen von Sounds im ES2 durch Ringmodulation

Bei einer Ringmodulation werden die beiden Input-Signale des Ringmodulators so miteinander verknüpft, dass ihre Summen- und Differenzfrequenzen am Output des Ringmodulators zur Verfügung stehen.

Beim ES2 gibt Oszillator 2 eine Ringmodulation aus, der von einer Rechteckwelle des Oszillators 2 und der Welle des Oszillators 1 gespeist wird, wenn "Ring" als Wellenform von Oszillator 2 festgelegt ist.

Dies ergibt bei ungeraden Intervallen (Frequenzverhältnissen) der Oszillatoren glockenähnliche Klänge, wie in dem Setting Ringmod Start.

Der dritte Oszillator kann als Referenzoszillator für das Erhalten der korrekten Grundstimmung verwendet werden. Allerdings kann es auch reizvoll sein, den ringmodulierten Klang "Out of Tune" beizubehalten, wenn dieses Signal als Oberton- und Harmonieanteil für eine andere Wellenform gesehen wird. Der Grundton kann dann von Oszillator 3 zugemischt werden.

Versuchen Sie, einen atmosphärischen Glockenklang zu basteln. Erzeugen Sie den Klang nach Ihren eigenen Vorstellungen. Als kleine Hilfestellung erhalten Sie im Folgenden ein paar Tipps:

  • Um die Möglichkeiten der Ringmodulation kennenzulernen, sollten Sie zunächst ausgiebig mit den Frequenzeinstellungen der Oszillatoren 1 und 2 experimentieren. Vielleicht kehren Sie zu der vorgegebenen Einstellung "29 s 0 c/21 s 0 c" zurück, die übrigens nicht "out of tune" ist. Die Ringmodulation eignet sich nicht nur für glockige Klänge. Wenn Sie niedrigere Frequenzen einstellen, werden Sie auf recht experimentelle Klänge stoßen. Auch Fine Tuning kann interessante Effekte ergeben.

  • Probieren Sie einmal diese Einstellung für den Chorus-Effekt aus: "Intensity" = 50 % und "Rate" ca. 2/3 des Maximalwerts.

  • Setzen Sie die Zeiten für "Attack" und "Release" von Envelope 3 nach Ihrem Geschmack.

  • Wenn der Sound etwas rauer sein soll, versuchen Sie es mit "Drive" und "Filter FM".

  • Alles andere bleibt Ihrer Kreativität und Phantasie überlassen.

Erzeugen von Sounds durch Synchronisation der Oszillatoren im ES2

Durch die Verwendung der Sync-Wellenformen Rechteck und Sägezahn werden die Frequenzen der Oszillatoren 2 und 3 mit der Frequenz des Oszillators 1 synchronisiert. Im Setting Sync Start klingt nur Oszillator 2. Oszillator 3 ist ausgeschaltet.

Ein typischer Sync-Sound entsteht, wenn die Frequenz des Sync-Oszillators über einen großen Bereich dynamisch verändert wird. Diese Frequenzmodulationen (Sweeps) können auf unterschiedliche Weise erfolgen.

  • Probieren Sie zunächst die bereits vorprogrammierte Sync-Modulation mit dem Modulationsrad aus.

  • Als zweite Modulation wurde die Steuerung mit der Envelope 1 voreingestellt (Target = Pitch 2, Source = Env 1). Wenn Sie den Minimumwert auf 1,0 setzen, hören Sie eine klassische Sync-Hüllkurve. Testen Sie auch kürzere Decay-Zeiten von Envelope 1.

  • Damit der Sync-Sound (nach Ausklingen der Decay-Phase) nicht steril wird, kann zusätzlich eine Sync-Modulation mit dem LFO erfolgen. Verwenden Sie hierfür den dritten Router-Kanal und setzen Sie den Minimalwert der von LFO 1 erzeugten Modulation auf 0,50.

  • Ersetzen Sie die synchronisierte Rechteckwelle durch eine synchronisierte Sägezahnwelle und entscheiden Sie, ob Ihnen das Ergebnis gefällt.

Hinweis: Eine Pulsbreitenmodulation (PWM) ist auch mit der synchronisierten Rechteckwelle der Oszillatoren 2 und 3 möglich. Eine Modulation des jeweiligen Wave-Parameters resultiert in einer PWM, wenn die synchronisierte Rechteckwelle ausgewählt ist.

Einführung in die Vector-Synthese im ES2

In den folgenden Beispiel-Settings erhalten Sie praktische Hilfe und Tipps zur Programmierung von Vector-Hüllkurven. In dem Setting Vector Start werden die Mischungsverhältnisse der drei Oszillatoren mit der Vector Envelope gesteuert. Für die Oszillatoren ist jeweils eine unterschiedliche Wellenform eingestellt.

  • Wechseln Sie von der Router-Ansicht zur Vector-Ansicht.

  • In der Basis-Einstellung verfügt die Vector-Hüllkurve über 3 Hüllkurvenpunkte. Punkt 1 ist der Startpunkt, Punkt 2 ist der Sustain-Punkt, Punkt 3 ist der Endpunkt, der in der Release-Phase angefahren wird. Wenn Sie auf die Punkte klicken, können Sie im Dreieck beobachten, dass dort das Mischungsverhältnis immer hundertprozentig auf Oszillator 1 eingestellt ist.

  • Klicken Sie auf Punkt 2 und verschieben Sie das Quadratsymbol im Dreieck in Richtung Oszillator 2. Sie hören jetzt statt des vorherigen Sägezahnklangs (Oszillator 1) eine Rechteckwelle (Oszillator 2).

  • Aktivieren Sie die Vector-Hüllkurve, indem Sie den Parameter "Solo Point" ausschalten. Solange er eingeschaltet ist, hören Sie ausschließlich die für den markierten Punkt ausgewählte Klangeinstellung und keine dynamische Modulation. Nach dem Ausschalten von "Solo Point" hören Sie nun mit jeder ausgelösten Note einen fließenden Übergang von Sägezahn- zu Rechteckwelle.

  • Verändern Sie die voreingestellte Zeit von 498 ms zwischen den Punkten 1 und 2.

  • Klicken Sie bei gedrückter Umschalttaste auf den Bereich zwischen den Punkten 1 und 2. Es wird ein neuer Punkt 2 eingefügt. Der bisherige Punkt 2 wird zu Punkt 3. Die vorherige Zeit zwischen Punkt 1 und 2 wird auf die beiden neuen Abschnitte (Punkt 1 und 2, Punkt 2 und 3) verteilt. Die Anteile hängen davon ab, wo der neue Punkt gesetzt wird. Wenn Sie ihn in der Mitte setzen, findet eine etwa gleiche Aufteilung statt.

  • Klicken Sie auf den neu erzeugten Punkt 2 und verschieben Sie nun das zugehörige Quadratsymbol im Dreieck in Richtung Oszillator 2.

  • Klicken Sie auf Punkt 3 und verschieben Sie das zugehörige Quadratsymbol im Dreieck in Richtung Oszillator 3. Sie hören jetzt ein Morphing zwischen den drei Oszillatoren, also den Wellenformen Sägezahn, Rechteck und Dreieck am Sustain-Punkt.

  • Klicken Sie auf Punkt 4 (Endpunkt) und verschieben Sie das zugehörige Quadratsymbol im Dreieck in Richtung Oszillator 1, wenn es nicht bereits dort steht. Stellen Sie Release (R) in Mittelposition. Sie hören jetzt, dass der Klang nach Loslassen der Taste vom Dreieck zum Sägezahn von Oszillator 1 übergeht.

Verwenden des Planar Pads für die Vector-Synthese im ES2

Das Setting Vector Envelope setzt dort an, wo das Setting Vector Start endete. Es ist also eine einfache Vector-Hüllkurve vorhanden, die aus 4 Punkten besteht und bisher ausschließlich das Mischungsverhältnis der Oszillatoren (das Dreieck) moduliert.

Im vorliegenden Fall soll die Vector-Hüllkurve zusätzlich zwei weitere Parameter steuern: die "Cutoff Frequency" von Filter 2 und "Panorama". Diese sind als X- und Y-Ziele im Planar Pad voreingestellt. Ihre Intensität beträgt jeweils 0,50.

  • Aktivieren Sie "Solo Point", um die Einstellungen für die einzelnen Punkte besser hören zu können.

  • Klicken Sie auf Punkt 1. Sie hören jetzt nur noch den Oszillator 1 (Sägezahnwelle).

  • Verschieben Sie das Quadratsymbol im Planar Pad ganz nach links, was zu einer tiefen Cutoff-Frequenz für Oszillator 2 führt.

  • Klicken Sie auf Punkt 2. Sie hören jetzt nur noch den Oszillator 2 (Rechteckwelle).

  • Verschieben Sie das Quadratsymbol im Planar Pad ganz nach unten, um die Panorama-Position ganz nach rechts zu verschieben.

  • Klicken Sie auf Punkt 3. Sie hören jetzt nur noch Oszillator 3 (Dreieckwelle).

  • Verschieben Sie das Quadratsymbol im Planar Pad ganz nach oben, um die Panorama-Position ganz nach links zu verschieben.

  • Aktivieren Sie "Solo Point". Der von der Vector-Hüllkurve gesteuerte Sound beginnt jetzt mit einer stark gefilterten Sägezahnwelle, die in eine ungefilterte Rechteckwelle übergeht. Der Ton beginnt rechts und endet schließlich bei einer Dreieckwelle auf der linken Seite. Nach Loslassen der Taste erklingt wieder der Sägezahn.

Verwenden von Vector-Synthese-Loops im ES2

Der Basisklang der Einstellung Vector Loop (ohne die Vector-Hüllkurve) besteht aus drei Elementen:

  • Osc 1 = Ein metallisches FM-Spektrum, das von dem im Oszillator 2 eingestellten Wavetable moduliert wird.

  • Osc 2 = Ineinander übergehende Digiwaves, gesteuert durch den LFO 2, bilden einen sogenannten "Wavetable".

  • Osc 3 = Ein PWM-Klang, der in der Modulationsgeschwindigkeit aufgrund des Rate-Scalings von LFO 1 ausgewogen ist.

"Unison" und "Analog" tragen dazu bei, dass der Sound fett und breit klingt.

Die sehr unterschiedlichen Klangfarben sollen als Basis für die Vector Loop verwendet werden.

Eine sehr langsame Forward Loop ist bereits voreingestellt. Diese bewegt sich von Oszillator 3 (Punkt 1, PWM) zu Oszillator 1 (Punkt 2, FM), dann wieder zu Oszillator 3 (Punkt 3, PWM), danach zu Oszillator 2 (Punkt 4, Wavetable) und schließlich erneut zu Oszillator 3 (Punkt 5, PWM). Die Punkte 1 und 5 sind identisch, um so einen Übergang von Punkt 5 zu Punkt 1 in der Forward Loop zu vermeiden. Dieser Übergang ließe sich zwar durch den Parameter "Loop Smooth" glätten, dies würde sich aber ungünstig bei der späteren rhythmischen Gestaltung auswirken.

Die Abstände zwischen den Punkten der Vector-Hüllkurve wurden im Hinblick darauf auch bereits exakt gleich eingestellt. Bei aktivierter "Loop Rate" werden die Hüllkurvenzeiten nicht in Millisekunden (ms), sondern in Prozent angegeben. Da vier Zeiten mit einer Länge von je 25 % vorhanden sind, bestehen optimale Voraussetzungen für eine Umwandlung in Notenwerte.

  • Schalten Sie die Vector-Hüllkurve aus, indem Sie "Solo Point" auf "on" setzen. Hören Sie sich die einzelnen Bestandteile des Klangs zunächst einmal isoliert an.

  • Nutzen Sie die Gelegenheit und ändern Sie die Positionen der Quadratsymbole im Planar Pad nach Ihrem Geschmack. Die X/Y-Achsen des Planar Pads steuern die Cutoff-Frequenz von Filter 2 und die Panorama-Position. Änderungen an diesen Werten lassen den Sound noch lebendiger wirken.

  • Aktivieren Sie die Vector-Hüllkurve, indem Sie "Solo Point" auf "off" setzen. Überprüfen Sie das Ergebnis und stellen Sie die Quadratsymbol-Positionen im Planar Pad fein ein.

  • Verändern Sie die Loop Rate vom voreingestellten Wert 0,09 auf 2,00. Sie hören nun eine periodische Modulation wie die eines LFOs. Allerdings ist noch keine Temposynchronisation vorhanden. Um die Loop-Geschwindigkeit zum Projekttempo zu synchronisieren, bewegen Sie den Rate-Drehregler ganz nach links und wählen Sie dort einen Notenwert bzw. eine Taktanzahl.

  • Sie können schnellere rhythmische Notenwerte erzeugen, indem Sie auf den Bereich zwischen zwei Punkten klicken und die Werte (entstehend aus der Rasterung) auf z. B. 12,5 % setzen.

Erzeugen von ES2-Bassdrum-Sounds mithilfe eines selbstoszillierenden Filters und der Vector-Hüllkurve

Sie wissen vielleicht, dass mit oszillierenden Filtern wunderbare elektronische Kicks erzeugt werden können. Dies funktioniert auch mit dem ES2 hervorragend, insbesondere wenn die Vector-Hüllkurve zur Filtermodulation verwendet wird. Der Vorteil gegenüber den ADSR-Hüllkurven besteht darin, dass zwei voneinander unabhängige Decay-Phasen eingestellt werden können. Der Distortion-Effekt sorgt für den richtigen Druck, ohne dass der Basisklang seinen Charakter verliert.

Hinweis: Damit das Setting Vector Kick auch richtig knallt, muss unbedingt "Flt Reset" aktiviert sein, da alle Oszillatoren in diesem Setting ausgeschaltet sind und das Filter etwas Zeit braucht, bis es zu schwingen beginnt. "Flt Reset" speist einen kurzen Impuls bei Notenbeginn in das Filter, sodass es von Anfang an schwingt.

Mithilfe des Basis-Settings Vector Kick werden Sie vermutlich für jede Dance-Produktion in kürzester Zeit den passenden Bassdrum-Sound finden. Wichtig ist dabei zu wissen, mit welchen Parametern deutliche Klangveränderungen zu erzielen sind:

  • Filter 2 Flankensteilheiten: "12 dB", "18 dB" und "24 dB"

  • Distortion: "Intensity" und "Soft" oder "Hard"

  • Envelope 3 Decay-Zeit: (D)

  • Vector-Hüllkurvenzeit 1 > 2: Voreinstellung: 9,0 ms

  • Vector-Hüllkurvenzeit 2 > 3: Voreinstellung: 303 ms

  • Vector Time Scaling

Erzeugen von perkussiven Synthesizern und Bässen im ES2 mit zwei Filter-Decay-Phasen

Wie bei "Vector Kick" verwendet auch hier das Setting Vector Perc Synth die Vector-Hüllkurve zur Steuerung der Filter-Cutoff-Frequenz mit zwei voneinander getrennt einstellbaren Decay-Phasen. Dies wäre mit einer normalen ADSR-Hüllkurve nicht realisierbar. Versuchen Sie, mit einer Modifikation dieser Parameter weitere perkussive Synthesizersounds oder Synthesizerbässe zu programmieren:

  • Vector-Hüllkurvenzeit 1 > 2 (= Decay 1)

  • Vector-Hüllkurvenzeit 2 > 3 (= Decay 2)

  • Vector Time Scaling

  • Quadratsymbole im Planar Pad für die Punkte 1, 2 und 3 (= Cutoff-Frequenz)

  • Wellenformen (andere Wellenformen wählen)