Arbeiten mit Plug-In-Latenzausgleich

Das Einblendmenü "Kompensierung" unter "Logic Pro" > "Einstellungen" > "Audio" > "Allgemein" bietet die Möglichkeit, den Plug-In-Latenzausgleich auszuschalten oder einzuschalten, und zwar wahlweise für:

Figure. General audio preferences tab showing the Plug-in Delay Compensation pop-up menu.

Plug-In-Latenzausgleich

Logic Pro bietet einen Plug-In-Latenzausgleich für alle Kanäle: Wenn dieser eingeschaltet ist, kompensiert Logic Pro die Latenz der Plug-Ins, sodass stets sichergestellt ist, dass Audiosignale, die mit diesen Plug-Ins verarbeitet werden, mit allen anderen Audiosignalen synchron wiedergegeben werden.

Logic Pro erreicht dies durch die Berechnung der von den Plug-Ins verursachten Latenz und der Verzögerung sämtlicher anderer Audiosignalströme um denselben Betrag – oder einer Verschiebung aller Instrumente und Audiospuren nach vorne auf der Zeitachse. Das Kompensierungsverfahren hängt vom Typ des Kanals ab, in den das Plug-In, das die Latenz verursacht, eingeschleift ist.

  • Wenn latenzbehaftete Plug-Ins in Aux- oder Ausgangsobjekte (oder auch ReWire-Kanäle, sofern vorhanden) eingeschleift werden, verzögert Logic Pro alle anderen Audiodatenströme.

  • Wenn latenzbehaftete Plug-Ins in Audio- oder Instrumentenkanäle eingeschleift werden, verschiebt Logic Pro diese automatisch vorwärts auf der Zeitachse, um einen Latenzausgleich zu erzielen. Der Vorteil dieser Strategie liegt darin, dass andere Kanäle, die keine latenzbehafteten Plug-Ins nutzen, in dieser Situation nicht verzögert werden müssen.

Beispiel: Gehen Sie von einem einfachen Song aus, der mit Bass, Gitarre, Gesang und Schlagzeugspuren arrangiert wurde. Die Bassspur sei durch einen Audio-Kanalzug geroutet, der einen Effekt enthält, welcher 10 ms (Millisekunden) Latenz erzeugt. Alle Gitarrenspuren seien auf einen Ausspielweg (auf ein Aux-Objekt) geroutet, in dem mehrere Effekte kombiniert sind. Die Summe der Latenzen in diesem Aux-Objekt sei 30 ms. Der Gesang sei über einen anderen Ausspielweg mit Effekten versehen, in dem Effekte mit insgesamt 15 ms Latenz berechnet werden. Das Schlagzeug sei direkt auf den Ausgang geroutet, ganz ohne Effekte. Würden die Latenzen nicht kompensiert werden, würde die Schlagzeugspur den Gitarrenspuren um 30 ms vorauseilen. Die Bassspur wäre gegenüber den Gitarrenspuren um 20 ms vorgezogen, würde aber um 10 ms hinter dem Schlagzeug zurückbleiben. Und der Gesang würde 15 ms vor der Gitarre, aber 15 ms nach dem Schlagzeug und 5 ms nach dem Bass erklingen. Mit diesem Timing käme keine Freude auf.

Wenn die "Kompensierung" auf "Alles" eingestellt ist, würde Logic Pro die Bassspur um 10 ms nach vorne verschieben, sodass der Bass synchron mit dem Schlagzeug spielt. Logic Pro würde zudem beide Audiosignalströme um 30 ms verzögern, damit diese zu den Gitarrenspuren synchronisiert werden. Der Ausspielweg (Aux-Kanal), auf den der Gesang geroutet ist, würde um 15 ms verzögert werden, damit die Synchronisation zu Schlagzeug und Gitarren gewährleistet ist. Das heißt also, dass die Verzögerung von 15 ms auf 30 ms erhöht wird. Die für jeden Audiodatenstrom erforderlichen Berechnungen werden automatisch präzise im Hintergrund ausgeführt.

Spur
Unkompensiert
Kompensiert
Bass (mit direkt in den Audio-Kanalzug eingeschleiftem Effekt)
10 ms Verzögerung
10 ms → (Audiokanal), dann ← 30 ms (Ausgangskanal)
Gitarren (zu Ausspielweg 1 geroutet)
30 ms Verzögerung
Keine Änderung
Schlagzeug (auf den Ausgang geroutet)
Keine Verzögerung
30 ms ← (Ausgangskanal)
Gesang (zu Ausspielweg 2 geroutet)
15 ms Verzögerung
15 Millisekunden ← (Ausspielweg 2)

Wie Sie der Tabelle entnehmen können, wird das gesamte Ausgangssignal effektiv um 30 Millisekunden verzögert, um den größten Anteil der Latenz auszugleichen. Dieser rührt von den Effekten in Aux 1 her, wo die Gitarren bearbeitet werden. Im Ganzen ergibt sich ein perfektes Austarieren aller Spuren, die auf den Ausgang geroutet werden, und dazu die Vermeidung aller durch Plug-Ins bedingten Verzögerungen, unabhängig davon, wo im Signalweg diese eingeschleift werden.

Die Grenzen des Plug-In-Latenzausgleichs

Der Plug-In-Latenzausgleich funktioniert nahtlos bei Wiedergabe und Abmischung. Die ins Spiel gebrachte Latenz, die in Bezug auf die Ausgangsobjekte und Ausspielwege kompensiert werden muss, kann zum Ausgleich auf Audiodatenströme ohne Plug-Ins angewendet werden, bevor diese wiedergegeben werden. Software-Instrumente und Audiospuren mit latenzbehafteten Plug-Ins können im Interesse des Latenzausgleichs von vornherein vorgezogen werden, noch bevor die Wiedergabe startet.

Allerdings gibt es einige Einschränkungen, wenn Sie den Plug-In-Latenzausgleich mit live eingespielten Spuren einsetzen. Das Verschieben bereits aufgezeichneter Instrument- und Audiospuren nach vorne ist durchaus möglich, wenn der Audiodatenstrom live ausgespielt wird. Insofern funktioniert das Aufnehmen mit Plug-In-Latenzausgleich wunderbar, wenn diese auf Software-Instrumente und Audiospuren angewendet wird – solange Sie nicht versuchen, durch Plug-Ins hindurch aufzunehmen, die Latenz erzeugen: Eine live eingespielte Spur kann naturgemäß nicht vorgezogen werden – dazu müsste Logic Pro nämlich in die Zukunft schauen können und erahnen, was Sie gleich als Nächstes spielen.

Wichtig: Ein Verzögern eines live eingespielten Audiodatenstroms zum Zwecke der Synchronisation mit anderen verzögerten Audiodatenströmen ist nicht möglich.

Dies kann zu Problemen führen, wenn Sie sich entschließen, weitere Aufnahmen vorzunehmen, nachdem Sie den Plug-In-Latenzausgleich auf "Alles" eingestellt hatten und dann latenzbehaftete Plug-Ins in die Ausspielwege und Ausgangsobjekte eingeschleift haben. Wenn Logic Pro Audiodatenströme verzögern muss, um Latenzen zu kompensieren, werden Sie während der Aufnahme verzögerte Audiodatenströme zu hören bekommen. Das bedeutet, dass im Endeffekt Ihre neue Einspielung um die Anzahl der Samples verzögert auf der Spur landet, um die die Audiowiedergabe im Interesse des Latenzausgleichs verzögert worden ist.

Aus den gleichen Gründen werden Sie womöglich eine erhöhte Latenz bemerken, wenn Sie live Software-Instrumente spielen und der Plug-In-Latenzausgleich auf "Alles" eingestellt ist. Bis zu einem gewissen Maße kann dieses Problem durch Aktivieren des Low-Latency-Modus minimiert werden (siehe Einsatz des Low-Latency-Modus).

Umgang mit Latenzproblemen

Sie können Fallstricke der oben beschriebenen Art vermeiden, indem Sie es sich zum Grundsatz machen, alle Audio- und Software-Instrumenten-Aufnahmen abzuschließen, bevor Sie Plug-Ins einsetzen, die mit Latenzen behaftet sind. Für den Fall, dass Sie weitere Audio- oder Software-Instrumentenspuren aufnehmen, nachdem Sie einen latenzbehafteten Signalfluss eingerichtet haben, gehen Sie vor wie im Folgenden beschrieben, um Probleme zu vermeiden.

Nach Einrichtung einer latenzbehafteten Signalbearbeitung aufnehmen
  1. Schalten Sie den Plug-In-Latenzausgleich unter "Logic Pro" > "Einstellungen" > "Audio" > "Allgemein" von "Alles" auf "Spuren für Audio- und Software-Instrument" um.

    Alternativ können Sie den entsprechenden Tastaturkurzbefehl verwenden: "Plug-In-Latenzausgleich umschalten zwischen: "Alle" und "Audio- und Instrumentspuren"".

    Die Methode "Audio- und Software-Instrument-Spuren" verschiebt Spuren, die latenzbehaftet wiedergegeben werden, im Hintergrund und vollautomatisch auf der Zeitachse vorwärts, sodass solche Audio- und Instrument-Spuren letztlich synchron mit den nicht latenzbehafteten Spuren am Ausgang anliegen. Es gibt eben nur eine Ausnahme, bei der diese Strategie nicht greift: Live eingespielte Spuren können nicht auf der Zeitachse vorgezogen werden, da das System prinzipiell nicht "in die Zukunft sehen" kann.

    Der nächste Schritt besteht in der Vermeidung jeglicher Latenz, die durch Plug-Ins in der Aufnahmespur bedingt ist.

  2. Schalten Sie alle latenzbehafteten Plug-Ins in der Aufnahmespur auf "Bypass", indem Sie bei gedrückter Wahltaste auf die jeweiligen Insert-Slots klicken.

    Im Modus "Audio- und Software-Instrument-Spuren" des Plug-In-Latenzausgleichs verhindert das Abschalten der Plug-Ins in der Aufnahmespur per Bypass das Auftreten von Latenz. Und die Latenz der bestehenden Audio- und Software-Instrument-Spuren wird kompensiert.

    Jetzt gilt es nur noch, die von Plug-Ins in Aux- und Ausgangs-Objekten verursachten Latenzen zu vermeiden.

  3. Schalten Sie alle latenzbehafteten Plug-Ins in Aux- und Ausgangsobjekten auf "Bypass".

Dadurch werden alle Audiodatenströme synchronisiert, sodass Sie latenzfrei aufnehmen können.

Wenn Sie mit der Aufnahme fertig sind, aktivieren Sie wieder alle Plug-Ins und schalten Sie den Plug-In-Latenzausgleich auf "Alles" um.

Hinweis: Im Modus "Alles" führt das Umschalten der latenzbehafteten Plug-Ins in den Bus-, Aux- und Ausgangsobjekten nicht zu einer Vermeidung der Latenz, die diese verursachen. Um diese Latenz zu vermeiden, müssten Sie die Plug-Ins aus den Insert-Slots tatsächlich ganz entfernen.

Eine weitere Strategie bietet sich an, wenn Sie Audio aufnehmen. Sie können das Software-Monitoring unter "Logic Pro" > "Einstellungen" > "Audio" > "Geräte" ganz abschalten. Dann müsste das Monitoring über ein externes Mischpult erfolgen. Wenn Logic Pro kein Software-Monitoring des eingehenden (aufzunehmenden) Audiosignals bereitstellen muss, kann es die Audiodaten in korrekter Zeitposition aufnehmen – sogar wenn der volle Latenzausgleich eingeschaltet ist. Naturgemäß bietet sich diese latenzfreie Strategie jedoch nur für Audioaufnahmen an, nicht aber für Software-Instrumente.

Hinweis: Da Logic Pro auf die Audioausgänge externer Geräte keinen Einfluss nehmen kann, kann der Plug-In-Latenzausgleich für MIDI-Spuren, die externe MIDI-Klangerzeuger ansteuern, nicht wirksam sein. Wenn Sie den vollen Plug-In-Latenzausgleich aktivieren und latenzbehaftete Plug-Ins einschleifen, werden externe MIDI-Instrumente nicht mehr synchron zu den verzögerten Audiodatenströmen spielen. Logic Pro bietet in Form des Plug-Ins "External Instrument" aber auch hierfür eine Lösung: Schleifen Sie dieses Plug-In ein, so wie Sie ein Software-Instrument in einen Instrument-Kanal einschleifen würden, verkabeln Sie die Audioausgänge Ihres MIDI-Klangerzeugers mit den Audioeingängen Ihrer Audiohardware – und hören Sie nicht über ein externes Hardware-Mischpult, sondern über Logic Pro ab. Auf diese Weise kompensieren Sie bei der Wiedergabe die Verzögerungen der Audiodatenströme, die von der Wiedergabe der MIDI-Klangerzeuger herrühren.