Sculpture bietet eine extrem große Anzahl an Modulationsquellen und Modulationszielen. Daher ist es ein außerordentlich flexibles Instrument, das ungewöhnliche Klänge erzeugen kann, die sich ständig weiterentwickeln, die wie Audio Loops klingen oder die sich einfach sehr ausdrucksstark spielen lassen.
Manche der Modulationsquellen ähneln denen konventioneller Synthesizer-Designs. Dazu zählen:
Zwei beliebig zuweisbare und zum Projekttempo synchronisierbare LFOs.
Ein dritter LFO für das Erzeugen von Vibrato (Tonhöhenmodulation).
Zwei Hüllkurven, die als Standard-Hüllkurven verwendet werden können. Diese können allerdings auch ganz anders eingesetzt werden.
Sculpture bietet zudem eine Reihe speziell gestalteter Modulationsquellen, die es zuvor noch nicht gegeben hat. Dazu zählen:
Zwei Jitter-Generatoren mit einstellbarer Bandbreite für das Erzeugen von Zufallsgeneratoren.
Zwei Randomizer, die Werte nur zu Notenbeginn zufällig variieren. Diese eignen sich perfekt zur Simulation der Fluktuationen der Lippenspannkraft, des Atems und der Zunge bei Bläsern, um ein Beispiel zu nennen.
Zwei aufzeichenbare Hüllkurven, die als MIDI-steuerbare Modulatoren verwendet werden können und die Möglichkeit bieten, empfangene MIDI-Controller-Verläufe individuell pro Stimme polyphon wiederzugeben und zu ändern.
Sculpture kommt ohne zentralen Modulations-Router aus. Alle Modulations-Routings, also Zuordnungen von Modulationsquelle und -Ziel, erfolgen in dem Feld der Modulationsquelle.
Klicken Sie auf den gewünschten Modulation-Source-Schalter.
Wenn eine Modulationsquelle aktiviert ist, wird die entsprechende Beschriftung der Taste hervorgehoben.
Auch eine große Auswahl an verschiedenen Modulationsquellen (Sources) lässt sich mit verschiedenen Modulationszielen (Targets) verknüpfen, wie bei einer manuellen Telefonzentrale mit dem Fräulein vom Amt oder bei einer Studio-Patchbay. Jede Modulationsquelle erlaubt es, einen (oder meistens zwei) der Synthese-Parameter als Modulationsziel auszuwählen.
Die Modulationsintensität, also wie stark das Modulationsziel durch die Quelle beeinflusst wird, regeln Sie mit einem Intensity- oder Amount-Parameter in jedem Modulationsquellen-Feld.
Die Intensität der Modulation kann ihrerseits moduliert werden: Der "via"-Parameter in den LFO- und Control-Envelope-Feldern definiert eine weitere Modulationsquelle, die herangezogen wird, um den Verlauf der Modulationsintensität zu regeln. Dazu gehören: Modulation der LFO-Frequenz, VariMod, Modulation der Morph-Hüllkurve und A Time Velosens. Wenn "via" aktiviert ist, können Sie die oberen und unteren Limits der Modulationsintensität einstellen.
Es können viele Zuordnungen von Modulations-Routings (von Quelle, Via und Ziel) simultan erfolgen. Die verschiedenen Modulationsziele können sogar mehrfach ausgewählt werden. Sie können dieselben Quellen und dieselben "via"-Controller in verschiedenen Modulations-Routings simultan einsetzen.
Sculpture bietet zwei Multi-Wellenformen-LFOs (Multiwaveform LFO). Beide können sowohl polyphon, monophon oder auch in Zwischenwerten eingesetzt werden.
Wenn sie monophon verwendet werden, ist die Modulation für alle Stimmen gleich. Denken Sie an eine Situation, in der ein Akkord auf dem Keyboard gespielt wird. Wenn mit dem LFO 2 z. B. die Tonhöhe moduliert wird, wird die Tonhöhe aller Noten im gespielten Akkord synchron steigen und fallen. Dies ist auch als "phasenstarre Modulation" bekannt.
In der gleichen Situation, wenn LFO 2 polyphon verwendet wird, um mehrere Stimmen zu modulieren, werden diese nicht phasenstarr sein.
Bei einem Random-Wert werden manche Noten phasenstarr zu anderen moduliert, andere wiederum nicht.
Zudem sind beide LFOs zum Tastenanschlag synchronisiert: Jedes Mal, wenn Sie eine Taste anschlagen, startet die LFO-Modulation der entsprechenden Stimme von 0.
Um die nicht phasenstarre Charakteristik besser zu verstehen, denken Sie an einen Akkord, der auf einem Keyboard gespielt wird. Wenn der LFO 2 z. B. zum Modulieren der Tonhöhe verwendet wird, kann sich die Tonhöhe einer klingenden Stimme gerade in einer Aufwärtsbewegung befinden, während die einer anderen gerade fällt und sich die einer dritten gerade auf dem Scheitelpunkt einer Modulation bewegt. Das heißt, die Modulation ist unabhängig für jede Stimme bzw. Note.
Die Key-Sync-Funktion stellt sicher, dass der LFO-Zyklus immer bei Null beginnt, wodurch die Modulation konsistenter wird. Wenn die LFO-Wellenformdurchgänge nicht in dieser Form synchronisiert werden, klingen einzelne Noten-Modulationen unsauber.
Dank der integrierten Hüllkurvengeneratoren können sich beide LFOs automatisch ein- und ausblenden.
In diesem Abschnitt sind die Hauptparameter des LFO beschrieben.
Hinweis: Die Wellenformdarstellung zwischen dem Curve-Drehregler und dem Waveform-Menü zeigt das Ergebnis der beiden Parameter-Einstellungen an.
Tipp: Wenn Sie den Phase-Drehregler leicht von der Mono-Position wegbewegen, erhalten Sie nicht-synchrone Modulationen für die Stimmen, die mit ähnlicher, aber nicht gleicher Phase erfolgen. Das ist ideal für Vibratos bei Streicherensemble-Sounds!
Jedem LFO können zwei Modulationsziele zugewiesen werden. Zusätzlich können Sie noch eine optionale via-Modulation zuweisen.
Die via-Menüs bestimmen die Quelle, mit der die Intensität einer LFO-Modulationszuweisung beeinflusst werden kann. Wird keine via-Quelle gewählt (Off), ist nur ein Intensitätsregler sichtbar (der Schieberegler "via" (amount) ist ausgeblendet):
Ist eine via-Quelle ausgewählt (also bei jedem anderen Wert als "Off"), werden zwei Schieberegler angezeigt:
Mit den LFO-Waveform-Tasten können Sie für die LFOs unterschiedliche Wellenformen wählen. Die folgende Tabelle beschreibt, wie sich diese auf Ihre Modulationen auswirken.
Wellenform | Anmerkungen |
---|---|
Sinuswelle | Ideal für ebenmäßige und gleichförmige Modulationen. |
Dreieck | Gut geeignet für Vibrato-Effekte |
Sägezahn | Gut geeignet für Helikopter- und Space-Gun-Sounds. Intensive Modulationen der Frequenz durch den negativen Sägezahn führen zu einem Blubbern. Intensive Modulationen von Cutoff und Resonanz eines Lowpass-Filters führen zu rhythmischen Effekten. Die Wellenform kann invertiert werden. Daraus ergibt sich ein anderer Startpunkt für den Modulationszyklus. |
Rechteck | Die beiden Rechteckwellen bewirken ein regelmäßiges Wechseln zwischen zwei Werten. Die Wellenform "Rectangle unipolar" wechselt zwischen einem positiven Wert und dem Wert 0. Die Wellenform "Rectangle bipolar" schwankt zwischen einem positiven und negativen Wert gleichen Betrags oberhalb/unterhalb von 0. Ein interessanter Effekt ergibt sich übrigens, wenn Sie die Modulationsintensität einer Modulation von Pitch so bemessen, dass die Tonhöhe immer um den Wert einer musikalischen Quinte hin- und herspringt. Hierfür bietet sich die obere der beiden Rechteckwellen an. |
Sample & Hold | In den beiden Einstellungen von S & H gibt der LFO Zufallswerte aus. Diese werden in regelmäßigen Zeitabständen ausgegeben, die durch die LFO-Frequenz bestimmt werden. Die Wellenform "S & H" schaltet schrittweise schlagartig zwischen Zufallswerten um. Die Einstellung "S&H Lag" rundet die Zufallswellenform sanft ab, für dezentere Übergänge. Der Begriff "Sample & Hold" (S & H) leitet sich von einem technischen Verfahren ab, bei dem einem Rauschsignal in regelmäßigen Zeitabständen Proben (Samples) entnommen werden. Die Spannung dieser Samples wird dann bis zur Entnahme des nächsten Samples gehalten. Tipp: Eine zufällige Modulation von Pitch führt zu einem Effekt, der unter dem Namen "Zufallstonmustergenerator" oder "Sample & Hold" bekannt ist. Probieren Sie eine sehr schnelle und intensive Modulation sehr hoher Noten aus. Sie kennen diesen Sound-Effekt aus vielen Science-Fiction-Filmen. |
Filtered Noise | Kann für chaotische Modulationen eingesetzt werden, ist aber auch besonders nützlich in Zusammenhang mit der LFO-Envelope-Funktion, bei der eine kurze Rauschmodulation an einem bestimmten Punkt im Ablauf des Tons erfolgen soll – etwa als Anblasgeräusch bei Bläsern, als Klopfgeräusch des Hammers beim Klavier oder als Tastaturklicken bei Orgeln. Der Zufallscharakter der Wellenform des Rauschens bedeutet auch, dass der Charakter der Modulation bei jeder Note leicht variiert. |
Die LFOs sind mit einem einfachen Hüllkurvengenerator ausgestattet, der die Definition einer Ein- und Ausblendzeit zulässt. In der Mittelposition (durch Klicken auf die Mittelmarkierung) bleibt die Modulationsintensität konstant, d. h. es tritt keine Einblendzeit (Fade-In) oder Ausblendzeit (Fade-Out) auf.
Wählen Sie einen positiven Wert, um die Modulation einzublenden.
Je höher der Wert, desto länger ist die Verzögerungszeit.
Wählen Sie einen negativen Wert, um die Modulation auszublenden.
Je weiter links der Regler eingestellt ist, desto kürzer ist die Ausblendzeit.
LFO-Hüllkurven werden oft für ein verzögert einsetzendes Vibrato verwendet. Viele Instrumentalisten und Sänger intonieren jede längere Note so.
Drehen Sie den Envelope-Regler nach rechts (Einblenden der Modulation) und wählen Sie als Modulationsziel (Target) die Option "Pitch" (die Tonhöhe beziehungsweise die Oszillatorenfrequenz).
Belassen Sie es bei einer sehr dezenten Modulationsintensität.
Wählen Sie eine "Rate" für LFO von etwa 5 Hz.
Wählen Sie als LFO-Wellenform die Dreieckwelle.
Tipp: Chaotische und schnelle Modulationen der Tonhöhe (Pitch) durch die Source des LFO mit einer verzögerten Sample & Hold als Wellenform, bei hohem Tempo (Rate) und kurzer Ausblendzeit (Fade-Out) eignen sich hervorragend zur Emulation des Einschwingvorgangs von Blechbläsern.
Beide LFOs eignen sich besonders zum Erzeugen von rhythmischen Modulationseffekten, die auch während der Änderungen des Projekttempos im Takt bleiben.
Der Rate-Parameter bestimmt die LFO-Geschwindigkeit. Diese ist entweder frei laufend mit einer in Hz einstellbaren Frequenz oder sie ist zum Songtempo synchronisiert. Dann ist der Sync-Schalter aktiviert.
Ist die Geschwindigkeit zum Projekttempo synchronisiert, erstreckt sich der Wertebereich von einer 64stel-Note bis hin zu 32 Takten. Triolische und punktierte Notenwerte sind ebenfalls verfügbar.
Ein LFO ist fest mit dem Modulationsziel "Pitch" verbunden und für Vibrato-Effekte vorgesehen (periodische Tonhöhenmodulationen). Die Intensität des Vibrato-Effekts wird über einen MIDI-Controller gesteuert, der im Menü "VibDepth Ctrl" zugewiesen ist. Dieser wird im Controller-Zuweisungsbereich (MIDI Controller Assign) gewählt. Weitere Informationen finden Sie unter Zuweisen von MIDI-Controllern in Sculpture.
Hinweis: Es gibt zwei Varianten der Rechteckwelle: "Rect01" und "Rect1". Die erste wechselt zwischen den Werten 0,0 und 1,0 (unipolar), während die zweite zwischen –1,0 und +1,0 wechselt (und damit wie die anderen Wellenformen bipolar ist). Siehe Verwenden der LFO-Wellenformen von Sculpture.
Hinweis: Die Wellenformdarstellung zwischen dem Curve-Drehregler und dem Waveform-Menü zeigt das Ergebnis der beiden Parameter-Einstellungen an.
Viele Sounds profitieren von kleinen, zufälligen Modulationen der Parameter. Diese simulieren subtile Variationen, die auftreten, wenn bestimmte Instrumente gespielt werden.
Die beiden sogenannten Jitter-Generatoren sind spezielle LFO-Quellen, die für das Erzeugen kontinuierlicher zufälliger Variationen konzipiert wurden – wie solche, die durch leichte Positionsänderungen des Bogens beim Streichen einer Saite entstehen. Die Jitter-Generatoren entsprechen normalen LFOs, für die als Wellenform Rauschen gewählt wurde.
Hinweis: Eine Jitter-Modulation der Pickup-Position erzeugt sehr schöne Chorus-Effekte.
Die beiden Note-On-Quellen sind zum Erzeugen zufälliger Unterschiede zwischen verschiedenen Noten bzw. Stimmen gedacht. Die Werte werden per Zufall für jede Note bestimmt und bis zum Ende der Note durchgehalten. Solche zufälligen Variationen sind beispielsweise nützlich, um beim polyphonen Spiel von Klängen interessante und "Klang verbreiternde" Unterschiede zwischen den Noten zu erzeugen. "Note-On-Random", also die Zufallsmodulation der ganzen Note, ist auch gut geeignet, um die Fluktuationen beim Spiel eines akustischen Instruments zu simulieren – die sogar dann auftreten, wenn man die gleiche Note mehrfach hintereinander spielt.
Die Erregungs-Objekte und das Filter besitzen eigene Parameter für die Anschlagsdynamik. In verschiedenen Modulationsverknüpfungen können Sie "Velocity" außerdem als via-Modulationsquelle nutzen.
Es kann jedoch auch nützlich und lohnend sein, Synthese-Parameter direkt durch "Velocity", also die Anschlagsdynamik, zu steuern. Solche Modulationen können Sie hier erzeugen. Es stehen zu diesem Zweck zwei unabhängige Zuweisungsmöglichkeiten bereit, die jeweils mit einem Parameter für das Ziel, die Intensität und die Velocity-Kurve ausgestattet sind.
Hier können Sie jeweils zwei separate Modulationsziele zuweisen. Die Modulationsintensität (der Hub) wird Controller A und/oder Controller B zugewiesen.