Funktionsweise des EVOC 20 Polysynth

Der EVOC 20 PolySynth "hört" auf ein eingespeistes Audiosignal – typischerweise Gesang oder Sprache – und prägt die klanglichen Eigenschaften und den Lautstärkeverlauf dieses Signals dem Sound des integrierten Synthesizers auf.

Wenn Sie Noten und Akkorde auf Ihrem MIDI-Keyboard spielen, wird der integrierte Synthesizer mit den Tonhöhen der empfangenen MIDI-Noten "singen", jedoch mit der Artikulation – also dem Lautstärkeverlauf, den Vokalen und Konsonanten – des eingespeisten Audiosignals.

So entstehen die klassischen "Singenden Roboter", "Synthetischen Stimmen" und ähnliche Sounds, für die Vocoder besonders bekannt sind.

Der EVOC 20 PolySynth bietet jedoch mehr als nur Vocoding. Sie können ihn als Synthesizer oder für subtilere Effektbearbeitungen wie das Erzeugen von (einigermaßen) natürlich klingenden Vokalharmonien aus einer Solostimme nutzen. Wenn Ihr Musikgeschmack zu Experimentellerem tendiert, sollten Sie auch mit anderem Audiomaterial experimentieren, etwa Drum- oder Instrumental-Loops.

Was ist ein Vocoder?

Vocoder ist ein Kunstwort aus VOice enCODER. Der Vocoder analysiert und überträgt den Klangcharakter des Audiosignals an seinem Analyse-Input auf die Klangerzeuger des Synthesizers. Das Ergebnis dieses Prozesses können Sie dann am Output des Vocoders abgreifen.

Der klassische Vocoder-Sound nutzt Sprache als Analysesignal und einen Synthesizerklang als Synthesesignal. Dieser Sound wurde in den 1970er und frühen 1980er Jahren bekannt. Sie kennen ihn bestimmt von Titeln wie "O Superman" von Laurie Anderson, "Funky Town" von Lipps Inc. und zahlreichen Kraftwerk-Titeln wie "Autobahn", "Europa Endlos", "Die Roboter" und "Computerwelt".

Neben diesen "Singende-Roboter-Sounds" wurde der Vocoder auch in vielen Filmen eingesetzt, z. B. bei den Cyclonen in "Kampfstern Galactica" sowie der berühmten Stimme von Darth Vader in "Star Wars". Siehe auch Die Geschichte des Vocoders.

Jedoch ist der Vocoder nicht auf Stimmenbearbeitung festgelegt. So können Sie z. B. einen Drum Loop als Analysesignal verwenden, um eine Streicherfläche am Synthese-Input rhythmisch zu artikulieren.

Wie funktioniert ein Vocoder?

Sowohl die Analyse- als auch die Synthese-Funktionen eines Vocoders besteht aus jeweils einer Filterbank mit Bandpass-Filtern. Ein Bandpass-Filter lässt ein bestimmtes Frequenzband unverändert passieren und filtert alle Frequenzen außerhalb dieses Bereichs.

In den EVOC 20 Plug-Ins heißen diese Filterbänke "Analysis" und "Synthesis". Jede Filterbank hat jeweils die gleiche Anzahl von Bändern, d. h. wenn die Analysis-Filterbank aus fünf Bändern (1, 2, 3, 4 und 5) besteht, gibt es ebenfalls fünf Bänder in der Synthesis-Filterbank. Band 1 in der Analysis-Bank ist Band 1 in der Synthesis-Bank zugeordnet, Band 2 dem Band 2 usw.

Das Audiosignal durchläuft am Analysis-Input die Analysis-Filterbank, wo es in Frequenzbänder aufgeteilt wird.

Mit jedem Filterband ist ein Envelope Follower gekoppelt. Der Envelope Follower jedes Bands verfolgt alle Lautstärkeänderungen im Audiosignal, genauer gesagt im Frequenzausschnitt des Audiosignals, das das vorgeschaltete Bandpass-Filter passieren lässt. So erzeugen die Envelope Follower jedes Bands dynamische Steuersignale.

Figure. Vocoder signal flow.

Diese Steuersignale werden an die Synthesis-Filterbank weitergeleitet, wo sie den Pegel des jeweils entsprechenden Synthesis-Filterbands steuern. Dies erfolgt über spannungsgesteuerte Verstärker (Voltage Controlled Amplifiers, VCAs) in analogen Vocodern. Pegeländerungen in der Analysis-Filterbank werden auf die passenden Bänder in der Synthesis-Filterbank übertragen. Die Pegeländerungen dieser Filterbänder werden als synthetische Reproduktion des ursprünglichen Eingangssignals wahrgenommen – oder als Mischung der beiden Filterbank-Signale.

Dabei gilt: Je mehr Bänder ein Vocoder hat, desto genauer können Klangcharaktere von der Synthesis-Filterbank wiedergegeben werden. Der EVOC 20 PolySynth kann bis zu 20 Bänder pro Bank zur Verfügung stellen. Eine detaillierte Abbildung des Signalflusses im EVOC20 Polysynth finden Sie unter EVOC20-Blockschaltbild.

Vorbereiten des Host-Programms zum Verwenden des

EVOC 20 PolySynth

Um den EVOC 20 PolySynth zu verwenden, müssen Sie ihn in den Instrument-Slot eines Instrument-Channel-Strips einfügen. Es muss außerdem ein Audiosignal als Analysis-Audioquelle über eine Side-Chain zur Verfügung stehen.

EVOC 20 PolySynth in Ihrem Host-Programm vorbereiten
  1. Setzen Sie den EVOC 20 PolySynth in den Insert-Slot eines Instrument-Channel-Strips ein.

  2. Wählen Sie im Side-Chain-Menü oben im Plug-In-Header eine Quelle für das Eingangssignal des EVOC 20 PolySynth. Dies kann abhängig vom Host-Programm eine Audiospur, ein Live-Eingang oder ein Bus sein.

    Der EVOC 20 PolySynth ist nun bereit für den Empfang von MIDI-Daten und wird – über eine Side-Chain – mit einer Audiospur, einem Live-Eingang oder einem Bus gespeist.

  3. Wenn es Ihr Host-Programm zulässt, können Sie die Audiospur, die als Side-Chain-Input dient, stummschalten, die Wiedergabe starten und auf Ihrer MIDI-Tastatur spielen.

  4. Stellen Sie die Lautstärkepegel des EVOC 20 PolySynth und der Side-Chain-Quelle (falls nicht stummgeschaltet) beliebig ein.

  5. Experimentieren Sie mit den Dreh- und Schiebereglern und den anderen Bedienelementen. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, wenn es darum geht, den Klang durch Einsetzen weiterer Plug-Ins weiter zu bearbeiten.