Optionen für räumliches Mischen

Dieser Abschnitt bietet zusätzliche Informationen und Vorschläge für die Verwendung der Kanäle in einem Dolby Digital Professional-Projekt.

Verwenden des mittleren Kanals

In einem Mehrkanalsystem gibt es drei Möglichkeiten, ein zentriertes Klangbild zu erzeugen.

  • Erstellen Sie eine „Phantom-Mitte“ (mischen Sie Audio gleichmäßig links und rechts, wie bei Stereo): Gebräuchliche Vorgehensweise, es wird jedoch vorausgesetzt, dass der Zuhörer genau in der Mitte zwischen den Lautsprechern sitzt. (Dies ist in Autos nicht möglich und zu Hause nicht immer der Fall). Die Klangfarbe entspricht aufgrund von Cross-Cancelation-Effekten nicht der eines direkten Lautsprechers.
  • Verwenden Sie nur den mittleren Kanal: Dadurch wird ein äußerst stabiles zentrales Klangbild für Zuhörer an beliebigen Positionen erstellt. (Der Nachhall kann auf die linken und rechten Kanäle verteilt werden, um einen zu stark fokussierten oder engen Klang zu verhindern.)
  • Verwenden Sie die drei vorderen Kanäle gleichmäßig oder unterschiedlich stark: Diese Methode ermöglicht eine bessere Steuerung der Wahrnehmung von räumlicher Tiefe und Breite. Die Phantom-Mitte kann durch zusätzliche Signale im mittleren Kanal verstärkt werden. Dieser Effekt kann durch eine Signalverteilung auf das linke/rechte Kanalpaar noch optimiert werden. Der Nachteil ist, dass sich die Töne aus den drei Lautsprechern möglicherweise nicht gut mischen oder nicht gleichzeitig beim Zuhörer ankommen. Dies führt zu Nebeneffekten wie Kammfilterung, Veränderungen in der Klangfarbe oder zu einem diffusen Klangbild (Smearing). Als Gegenmaßnahme können Sie zuerst die zusätzlichen Signale verarbeiten, um deren räumliche Merkmale, Klangfarbe oder Einfluss relativ zum Hauptsignal in der Mitte zu ändern.

Verwenden von Surround-Kanälen

Subtile Surround-Effekte können die Klangtiefe für den Zuhörer im Vergleich zu konventionellem Stereosound bedeutend verbessern. Popmusik profitiert häufig von einer kreativen Nutzung der Surround-Technologie. Allerdings ist beim Einsatz der Surround-Effekte Zurückhaltung geboten. Die Richtlinie der Filmindustrie - keine Surround-Effekte verwenden, die Zuschauer von der eigentlichen Story ablenken könnten - trifft auch für die Musikbranche zu.

Einschränkungen des LFE-Kanals

Der LFE-Kanal (Low Frequency Effects) ist ein separates Signal mit einem begrenzten Frequenzbereich. Er wird vom Toningenieur erstellt und zusammen mit den Hauptkanälen abgemischt. Ein Tiefpass-Filter mit 120 Hz im Bereich „Codierer“ für das Format „Dolby Digital Professional“ begrenzt die Verwendung des LFE-Kanals auf die beiden unteren hörbaren Oktaven. Dolby empfiehlt beim Audiomischen eine Begrenzung des Signals auf 80 Hz.

Bei den meisten Musikproduktionen (mit einigen Ausnahmen, wie etwa der berühmten Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky, bei der echte Kanonen zum Einsatz kommen) wird der LFE-Kanal nicht benötigt. Das LFE-Signal wird auch im Dolby Digital Professional-Abmischverfahren entfernt, sodass kleine Stereosysteme nicht durch starke Basssignale überlastet werden. Achten Sie darauf, keine wichtigen Informationen in den LFE-Kanal aufzunehmen, die bei einer Mono-, Stereo- oder Pro Logic-Wiedergabe fehlen würden.

Da LFE von anderen Kanälen getrennt ist, kann seine Fähigkeit, sich mit höheren Frequenzen zu mischen, durch für die Erstellung des LFE-Signals verwendete Filter beeinträchtigt werden. Das gesamte Signal sollte im Hauptkanal bzw. in den Hauptkanälen gebündelt bleiben, damit ein homogenes Audiosignal sichergestellt ist.

Vermeiden Sie die Erstellung eines LFE-Kanals für Material, das ursprünglich ohne einen solchen Kanals produziert wurde. Die fünf Dolby Digital Professional-Hauptkanäle arbeiten bei vollem Frequenzgang und der LFE-Kanal erhöht den Frequenzbereich nicht. Dolby Digital Professional-Decodierer bieten eine Basssteuerung, sodass tiefe Frequenzen an einen Subwoofer oder andere geeignete Lautsprecher geleitet werden. Eine LFE-Spur kann die Basssteuerung beeinträchtigen.

Anpassen an die Stereo-Wiedergabe

Trotz der Beliebtheit von 5.1-Systemen sollten Sie immer auch die Stereowiedergabe in Betracht ziehen. Für die Stereowiedergabe gibt es drei grundlegende Vorgehensweisen:

  • Erstellen Sie einen neuen Stereo-Mix aus den ursprünglichen mehrspurigen Elementen (unter Verwendung von konventionellen Stereo-Mischverfahren).

  • Erstellen Sie eine Studioversion aus dem Mehrkanal-Mix. Bei dieser Methode können Sie sich die für das Mischen der 5.1-Version durchgeführten Arbeiten zunutze machen. Da die Kanäle im fertigen Stereo-Mix ausgewogen aufeinander abgestimmt sind, wird ein hohes Maß an Flexibilität erreicht.

  • Lassen Sie den Decodierer eine Stereo-Abmischung auf der Grundlage von vordefinierten Decodierer-Formeln erstellen. Abmischoptionen und Effekte für den Dynamikbereich können im Produktionsstudio in einer Vorschau abgespielt und geändert werden. Zudem sind zahlreiche Anpassungen möglich.

Prüfen Sie den Mix unbedingt immer auf einem preisgünstigen Surround-System, um den Klang auf einem durchschnittlichen Wiedergabesystem einschätzen zu können.

Hinweis: Weitere Informationen über Dolby Digital Professional finden Sie unter „Frequently Asked Questions about Dolby Digital Professional“ auf der Website von Dolby Laboratories Inc. unter folgender Adresse: http://www.dolby.com.